München. "Die Gründe dafür sind ein zu niedriges Pkw-Produktionsvolumen in Europa, Produktivitätsfortschritte bei den Zulieferern sowie eine stärkere Verlagerung der Produktionskapazitäten in Niedriglohnländer beziehungsweise die boomenden Automobilmärkte“, erläutert Marcus Berret, Automobilexperte bei Roland Berger. Vom Abbau betroffen seien nicht nur die Produktion, sondern auch Forschung und Entwicklung sowie die Verwaltung. Derzeit sieht Berret bei den europäischen Zulieferern eine Überkapazität in der Produktion von acht bis zehn Prozent. Dieser Wert werde in den nächsten drei bis vier Jahren auf etwa 15 Prozent steigen, wenn von den Unternehmen nicht entsprechend gegengesteuert werde. Und er warnt: "Das Thema lässt sich nicht aussitzen.“
ZF-Chef Stefan Sommer hatte gegenüber Automobilwoche jüngst eingeräumt, dass auch ZF von den Werksschließungen der Fahrzeughersteller betroffen sei: "Unsere Aufgabe ist jetzt, unser Standortkonzept für Europa den Kapazitätsänderungen der Fahrzeughersteller anzupassen. Das ist ein großer Umwälzungsprozess.“ Die Entlassungswelle rollt bereits an. So hat Benteler im Januar angekündigt, in seiner Sparte Automobiltechnik rund 1800 der weltweit 22.000 Stellen abzubauen. Und der Kolbenhersteller Mahle hat kürzlich eine Reihe von Maßnahmen für die rund 9000 Mitarbeiter in Deutschland vereinbart, um "eine flexiblere Reaktion auf Auslastungsschwankungen zu ermöglichen“.Zulieferer vor Jobabbau
Auf die Beschäftigten in der westeuropäischen Zulieferindustrie rollt in den kommenden Jahren eine große Entlassungswelle zu. Nach einer neuen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants sind in den nächsten drei bis vier Jahren bis zu 75.000 der insgesamt 750.000 Jobs in Westeuropa massiv bedroht.
Rechtzeitige Anpassungen
Stellenstreichungen hat auch der neue Bosch-Chef Volkmar Denner angekündigt. Begründung: Der mittelfristig stagnierende europäische Markt erfordere rechtzeitige Anpassungen. Berret plädiert dafür, dass die Steuerung der global tätigen Zulieferer stärker nach Regionen differenziert wird.