Die BMW-Aktionäre haben wahrhaft Freude an ihrem Wertpapier. Auf der Hauptversammlung 2016 fasste Vorstandschef Harald Krüger die Entwicklung so zusammen: "Im Jahr 2015 legten die BMW-Stämme um 8,8 Prozent zu. In den vergangenen zehn Jahren hat die Aktie mehr als 70 Prozent gewonnen. In den vergangenen 20 Jahren hat sie sich mehr als versechsfacht."
Da kann man nicht meckern. Doch was für die Vergangenheit gilt, muss noch längst nicht für die Zukunft gelten. Das Autogeschäft ist volatiler geworden. Angreifbarer. Tesla hätten die wenigsten zugetraut, die großen Hersteller ernsthaft zu ärgern. Es ist dennoch gelungen.
Das Beispiel Tesla zeigt aber auch: Der Börsenwert ist nicht alles. Vor wenigen Wochen erst lauteten die Schlagzeilen: "Tesla überholt GM". Mit einer Marktkapitalisierung von 51 Milliarden Dollar (Stand 10. April) war Tesla etwa 1,7 Milliarden mehr als GM. Gleichzeitig lieferte Musk zum ersten Quartal einen Rekordverlust von 330 Millionen Dollar ab. Man stelle sich vor, was die BMW-Aktionäre zu einer solchem Ergebnis sagen würden?
Der gern gezogene Vergleich zwischen den beiden Elektropionieren - BMW war mit dem i3 früh dran und nahezu gleichauf mit Tesla - hinkt also. In einem Punkt aber ist Musk seinem Konkurrenten Krüger weit voraus: Dem Visionär (PayPal, SpaceX, Hyperloop) gelingt es wie kaum einem Konzernchef, den Markt für sich und seine Projekte zu begeistern.
BMW-Chef Krüger lässt lieber die Fahrzeuge für sich sprechen. Der Autohersteller ist auf dem Zenit. Wirtschaftlich in bester Verfassung, liefert BMW Jahr für Jahr Rekordzahlen. Fast wöchentlich erhält das Unternehmen Preise und Auszeichnungen. Doch wie das so ist mit dem Zenit: Oben sein ist das eine, oben bleiben das andere.
Im Konzern tun sich Fragen auf: Ist die Entwicklungsgeschwindigkeit hoch genug? Ist die Strategie zur Elektromobilität richtig? Wie soll die Strategie "Number One Next" mit Leben gefüllt werden? Droht das Image bieder zu werden?