Berlin. In Bremerhaven betreibt die BLG Logistics Group einen der größten Autohäfen der Welt. Automobilwoche sprach mit BLG-Chef Detthold Aden über die Zusammenarbeit mit den Fahrzeugbauern und die Konkurrenz aus Fernost.
Herr Aden, die BLG hat gerade am Firmensitz Bremerhaven ein Parkhaus für 6600 BMW eingeweiht. Rechnen Sie mit weiteren Kooperationen dieser Größe?
Es ist schwierig, mit den Fahrzeugherstellern langfristige Verträge zu schließen. Investitionen wie die 18 Millionen Euro für das Autoregal sind aber nur möglich, wenn dahinter die Zusicherung einer anhaltenden Zusammenarbeit steht. Das ist uns hier mit BMW gelungen. Solche Kunden wollen wir natürlich halten, dabei hat uns das Bundesland Bremen mit einer Investition von gut 30 Millionen Euro in die Infrastruktur unterstützt. Mit weiteren 270 Millionen Euro will Bremen die veraltete Kaiserschleuse erneuern.
Setzt die BLG weiterhin auf die Förderungen aus Bremen?
Ja, das kleine Bundesland Bremen unterstützt uns trotz schlechter Haushaltslage mit Investitionen, die eigentlich Baden-Württemberg und Bayern zugute kommen, was leider oft vergessen wird. Wenn Edmund Stoiber über Häfen nachdenkt, kommt ihm nicht die Idee, dass BMW seine Autos über Bremerhaven verschifft.
Ist das Autoregal in Bremerhaven ein Einzelstück?
Nein, es ist bereits das sechste dieser Art in Bremerhaven. Ein weiteres Parkregal soll in Kelheim entstehen. An unserem Inland-Lagerplatz an der Donau möchte BMW ebenfalls eine geschützte Lagerung.
Die BLG arbeitet für eine Vielzahl internationaler Hersteller. Wie wichtig sind für Sie die Kunden BMW und DaimlerChrysler?
Beide Hersteller sind Schlüsselkunden für uns, weil die Exporte aller ihrer Fertigfahrzeuge über Bremerhaven laufen. Wir sind sowohl am Import als auch am Export beteiligt. Fahrzeuge aus den USA wie die M- und R-Klasse von Mercedes oder die X- und Z-Klasse von BMW sind für die BLG ja Importfahrzeuge. Bei uns werden die Einzelteile in Containern angeliefert, von uns in die USA verschifft, und aus Amerika kommt das fertige Fahrzeug mit uns wieder nach Deutschland. Wir sind also vor der Geburt dabei und danach, wenn das Auto auf den Markt kommt.
Die BLG profitiert also von Produktionsverlagerungen der Hersteller ins Ausland?
Wir sind sicherlich ein Globalisierungsgewinner. Das führt dazu, dass wir uns international orientieren müssen. Vor sieben Jahren waren wir nach einer Restrukturierung in einer sehr schwierigen Lage und hatten nur noch 2500 Mitarbeiter. Heute arbeiten weltweit 10.000 Menschen für uns, etwa die Hälfte davon in Bremen und Bremerhaven. Wir sind mittlerweile auch in Argentinien, Südafrika und Brasilien ansässig. In Malaysia, Thailand und China bereiten wie den Einstieg gerade vor.
Macht es einen Unterschied, für BMW oder für Brilliance zu arbeiten?
Nein, beide sind für uns Kunden. An der Brilliance-Importgesellschaft HSO ist die BLG entgegen anderslautender Vermutungen übrigens nicht beteiligt. Wir haben lediglich den Auftrag für die Importabfertigung und für die technische Aufbereitung der Fahrzeuge.
Wie bereitet sich die BLG auf den chinesischen Markt vor?
Wir müssen mit unserem Wissen vor Ort sein, um in der Teilelogistik für Montagen deutscher Werke in China der richtige Partner sein zu können. Dazu werden wir aber nicht massenhaft Chinesen beschäftigen und große Lagerhallen mieten, sondern mit chinesischen Partnern zusammenarbeiten.
Droht mit dem Markteintritt chinesischer Autobauer im Nachzug neue Logistik-Konkurrenz aus China?
Die Chinesen werden nicht ihre eigenen Logistiker mitbringen, dafür sind die Eintrittsbarrieren zu hoch. Denn in den Häfen sind die Kapazitäten schon vergeben, da ist kein Platz mehr für zusätzliche Anbieter. Es sei denn, ein Anbieter verabschiedet sich oder wird von Chinesen aufgekauft. Ich will nicht ausschließen, dass man damit eines Tages rechnen muss.
Ist die Konkurrenz unter den Logistikern ähnlich hart wie zwischen den Autobauern?
Der Wettbewerb nimmt auch bei uns zu, vor allem osteuropäischer Laderaum drängt in den Markt. Allerdings haben die Osteuropäer derzeit in ihren Heimatmärkten so viel zu tun, dass sie schon dort kaum hinterherkommen.
Trotz des Wettbewerbs liefert die BLG Jahr für Jahr Rekordwerte. Wann schaffen sie die Zwei-Millionen-Grenze verschiffter Fahrzeuge?
Im vergangenen Jahr waren es 1,6 Millionen Pkw, für dieses Jahr haben wir uns 1,8 Millionen Autos vorgenommen. In den nächsten Jahren könnten wir die Zwei-Millionen-Grenze schaffen.
Das Interview führte Matthias Karpstein.