Stuttgart. Nach der Trennung von der US-Tochter Chrysler wächst in der neuen Daimler AG die Bedeutung des Transporter-Geschäfts. "Mit einem Umsatz von 8,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr repräsentieren wir auf der Erlösseite fast zehn Prozent des Konzerns und sind damit eine wichtige Größe", sagt Wilfried Porth, der die Van-Sparte seit April 2006 leitet. Auch beim Gewinn lässt der 48-jährige Manager keinen Zweifel, dass sich das Engagement für den Stuttgarter Automobilhersteller lohnt: "Wir erfüllen gut die Zielvorgaben des Konzerns." Daimler fordert im Industriegeschäft eine Kapitalrendite (Return on Net Assets, RONA) von mindestens elf Prozent vor Steuern. Diese Kenngröße zeigt, ob die Sparte, gemessen am eingesetzten Kapital, an Wert gewonnen hat, was langfristig die Voraussetzung für einen steigenden Aktienkurs ist.
Aus diesem Grund kann Porth über regelmäßig aufkeimende Gerüchte über einen bevorstehenden Verkauf der vermeintlich margenschwachen Transporter-Aktivitäten nur milde lächeln. "Ich sehe keinen Sinn darin, ein so gut aufgestelltes Geschäft abzuspalten und zu verkaufen", stellt der Diplom-Ingenieur klar. Er räumt allerdings ein, dass je nach Branchenzyklus beziehungsweise anstehenden Investitionen "die eine oder andere Kennzahl" in manchen Perioden etwas schlechter ausfallen kann. "Im laufenden Jahr sind wir allerdings gut unterwegs", so Porth mit Blick auf die Rendite. Aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage in Europa rechnet er damit, dass seine Sparte den Rekordabsatz von 267.000 Fahrzeugen aus dem Jahr 2005 im laufenden Jahr nochmals übertreffen kann: "Sowohl der Sprinter im Segment der großen Vans als auch die mittlere Baureihe mit dem Vito und dem Viano verkaufen sich sehr gut." Seiner Einschätzung nach dürfte sich der Transporterboom auch im kommenden Jahr fortsetzen: "Wir gehen von einer stabilen Entwicklung aus."
Bereits jetzt arbeiten die beiden Sprinter-Werke in Düsseldorf und Ludwigsfelde am Anschlag. "Weil dies nicht ausreicht, um die hohe Nachfrage zu befriedigen, lassen wir den neuen Sprinter zusätzlich in Argentinien bauen und bringen ihn nach Europa", beschreibt der Manager. Rund 8000 Fahrzeuge sollen 2007 insgesamt aus Südamerika hauptsächlich nach Europa verschifft werden. Für den lokalen Markt wird dort noch die Vorgängerversion des Transporters gefertigt. Auch das spanische Werk Vitoria ist laut Porth in diesem Jahr mit 100.000 Vito und Viano im Zweischichtbetrieb "gut ausgelastet".
Das Potenzial der Transporter-Sparte ist damit aber noch längst nicht ausgereizt. "Wir wollen Wachstum durch die bessere Ausschöpfung bestehender und vor allem durch die Erschließung neuer Märkte generieren", so der Maschinenbauer. Im Fokus stehen vor allem China und Russland. Dabei setzt er auf den alten Sprinter: "Wir können dieses etablierte Fahrzeug auf die Anforderungen von Schwellenländern anpassen und es dadurch günstiger machen." Zum Aufbau neuer Produktionsstandorte wollte er sich nicht näher äußern, zusätzlich zum Export aus Argentinien "könnte man sich andere Lösungen überlegen". Dagegen schloss er ein Billigfahrzeug in Kooperation mit einem lokalen Anbieter aus, weil sich dies "für uns nicht lohnt".