Stuttgart. Anfang April dürften Daimler und Renault offiziell eine weitreichende Allianz verkünden, die für beide Hersteller große strategische Bedeutung hat. Die Kooperation umfasst die Zusammenarbeit bei Kleinwagen und die Entwicklung neuer Benzinmotoren für diese Fahrzeuge. Außerdem will Mercedes auf Basis des Renault Kangoo wieder einen eigenen Lieferwagen anbieten. Darüber hinaus sehen Daimler- Chef Dieter Zetsche und Carlos Ghosn, der die Allianzpartner Renault und Nissan anführt, durchaus noch Raum für weitere Projekte. So hat der japanische Hersteller Nissan starkes Interesse an Mercedes- Motoren, zum Beispiel für die Luxusmarke Infiniti. Möglich ist auch, dass die Partner gemeinsam Aggregate für leichte Nutzfahrzeuge bauen.
Eine weitere Option ist die Zusammenarbeit bei Batterien und Elektroautos. Nach Informationen der Automobilwoche hatte Daimler zuvor zahlreiche Kooperationsgespräche mit anderen Herstellern geführt, darunter BMW, Peugeot, Toyota und Honda. Nur mit Renault allerdings glauben die Stuttgarter, alle strategischen Schwachpunkte auf einen Schlag ausmerzen zu können. Beide Unternehmen können sich Entwicklungskosten teilen und Skaleneffekte sichern. Während Renault von der Premiumtechnologie von Mercedes profitiert, kann Daimler die freien Produktionskapazitäten der Franzosen nutzen. Um die Kooperation zu besiegeln, ist auf Wunsch von Ghosn eine symbolische Überkreuzbeteiligung vorgesehen, die aber unter drei Prozent bleiben soll. Mit Chrysler und Mitsubishi hatten die Stuttgarter bereits Kooperationspartner im Volumensegment. Allerdings ist es seinerzeit nicht gelungen, wirtschaftlichen Erfolg daraus zu ziehen. Insbesondere die Japaner sind durch den abrupten Kurswechsel des damaligen Daimler-Managements beim Smart Forfour/Mitsubishi Colt verprellt worden.Weitreichende Allianz
Mit der Daimler-Renault-Allianz bekommt vor allem die Kleinstwagenmarke Smart wieder eine Zukunft. So wollen die beiden Partner gemeinsam einen Zweisitzer mit Heckantrieb entwickeln. Das Antriebsmodul bildet auch die Basis für einen neuen Viersitzer. Damit verfügt Smart über einen Nachfolger für den Fortwo und erweitert die Produktpalette wieder. Die Fahrzeuge sollen unter der jeweiligen Marke auf den Markt kommen – und dabei von Anfang an auch als Elektroversionen angeboten werden. Den eigenen Zweisitzer wird Smart in der bestehenden Fabrik im lothringischen Hambach fertigen. Dort soll die derzeitig installierte Kapazität von rund 140.000 Einheiten stark ausgebaut werden. Dagegen dürfte der Viersitzer in der Renault-Fabrik in Novo Mesto in Slowenien vom Band laufen.
Für diese Fahrzeuge und die neue Kompaktwagen-Generation von Mercedes wollen die Allianzpartner neue Drei- und Vierzylinderaggregate mit Turboaufladung und Benzin-Direkteinspritzung entwickeln. Gefertigt werden sie bei Renault. Nachdem sich Mercedes mit dem Vaneo im Einstiegssegment für Lieferwagen vor Jahren die Finger verbrannt hat und das viel zu teure Fahrzeug auslaufen ließ, wagen die Schwaben nun einen Neuanfang auf diesem Gebiet. Auf Basis des Renault Kangoo soll wieder ein Fahrzeug zu einem deutlich niedrigeren Preis auf den Markt kommen. Beide Unternehmen wollen die Allianz unbedingt vor den Hauptversammlungen unter Dach und Fach haben. Bei Renault soll die Kooperation mit Daimler am 6. April auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrats abgesegnet werden. Die Daimler-Hauptversammlung findet am 14. April statt.