München. Was seit Dekaden heiß diskutiert und erfolglos gefordert wurde, könnte nun in weniger als zehn Jahren Wirklichkeit werden: intelligente Verkehrsmanagement-Systeme, die Unfälle und Staus vermeiden helfen. An dieser Zukunftsvision arbeiten derzeit 29 Unternehmen aus der Automobilbranche und diverse Telekommunikations- und IT-Firmen gemeinsam mit Forschungsinstituten sowie der Straßen- und Verkehrsverwaltung. Ziel der sogenannten Forschungsinitiative Aktiv, die vom Bund mit 27 Millionen Euro gefördert wird, ist es, bis 2010 Anwendungen zu entwickeln, die sogar in ein europäisches System münden könnten. Im Fahrzeug selbst bilden vernetzte Fahrerassistenzsysteme die Grundlage für intelligentes Verkehrsmanagement. An solchen Systemen wird sowohl bei Automobilherstellern als auch bei Zulieferern seit geraumer Zeit mit Hochdruck gearbeitet.
"Die Themen Emission und Sicherheit gehören mittelfristig zu den großen Wachstumstreibern in der Automobilindustrie", so Unternehmensberater Wolfgang Bernhart von Roland Berger. Die Strategieberatung rechnet damit, dass sich der weltweite Markt für Fahrerassistenzsysteme von 1,2 Milliarden Euro in diesem Jahr bis 2013 auf 3,5 Milliarden Euro fast verdreifacht. Dabei sind automatische Funktionen wie das Elektronische Stabilitätssystem ESP und das Antiblockiersystem ABS nicht einmal berücksichtigt. Getragen wird die Nachfrage allein von den etablierten Märkten Europa, Nordamerika und Japan, wo es verschiedene Initiativen zur Reduzierung der Todesfälle bei Unfällen gibt. Während die USA noch großen Nachholbedarf haben, verfügt in Japan bereits jedes zehnte Fahrzeug über ein Assistenzsystem. Schwellenländer spielen derzeit noch keine Rolle.
Die Bandbreite der aktuellen Systeme reicht vom Abstandsregler (Adaptive Cruise Control) über Einparkhilfen, Toter-Winkel-Erkennung (Blind Spot Detection) und Spurwechselwarnung bis hin zur Nachtsicht-Unterstützung. Diese Einzellösungen werden künftig mit zusätzlicher Überwachungstechnik wie Kameras, Radar-, Infrarot- und Ultraschallsensoren angereichert und miteinander vernetzt, sodass völlig neue Funktionen bis zum halbautonomen Fahren und dem automatischen Einparken entstehen. "Das absolut größte Wachstum werden Einparkhilfen verzeichnen. Auch die Spurwechselwarnung und Abstandsregler werden auf hohe Penetrationsraten kommen", so Autoexperte Bernhart. Dagegen dürften Nachtsichtsysteme seiner Ansicht nach auch in Zukunft ein Nischendasein fristen.