Das Problem von BMW ist nicht das Verkaufsvolumen - in den ersten vier Monaten hat das Unternehmen den Absatz zertifizierter Gebrauchtwagen um 30,7 Prozent auf 34.461 Fahrzeuge gesteigert. Das Problem sind die Preise: Im Jahr 2005 hatte man für die Fahrzeuge, die in diesem Jahr aus dem Leasinggeschäft kommen und weiterverkauft werden können, einen Durchschnittspreis von 28.618 Dollar errechnet. Tatsächlich werden diese Autos nun nach Angaben des "Black Book" für Gebrauchtwagenpreise aber nur für durchschnittlich 25.607 Dollar weiterverkauft. Das sind 3000 Dollar weniger als prognostiziert. Nicht besser sieht es bei Mercedes-Benz aus. Dort werden die Leasingrückläufer nun für durchschnittlich 29.733 Dollar veräußert, 4700 Dollar weniger als erwartet. Dass dies trotz eines US-Leasinganteils von 50 Prozent zu keinen außergewöhnlichen Belastungen führt, begründet Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber mit "sehr konservativen Restwertprognosen" und einem "guten Risikomanagement". "Wenn es keine größeren Ausschläge gibt, ist unser System stabil", so Uebber. Erst bei Wertverlusten in der Größenordnung von 20 bis 30 Prozent werde es für Mercedes schwierig. Außerdem werden die Händler mit einem Anreizsystem dazu animiert, Gebrauchtfahrzeuge zu verkaufen. Das bringt laut Uebber eine deutlich höhere Marge als die in den USA üblichen Auktionen.
Insgesamt kommen in diesem Jahr laut CNW-Marktforschung 2,2 Millionen Leasingrückläufer auf den US-Gebrauchtwagenmarkt. 2007 waren es 1,9 Millionen Fahrzeuge, in den Jahren zuvor 1,8 und 1,7 Millionen. Die Zunahme und die schwache wirtschaftliche Entwicklung drücken auf die Preise: Im März 2008 lagen sie laut ADESA Analytical Services um 2,4 Prozent niedriger als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Preise für Premiumfahrzeuge sanken um 2,5 Prozent, die für Luxus-SUVs sogar um 9,3 Prozent.
Das Leasinggeschäft wird in der Regel von den Finanzgesellschaften der Autobauer subventioniert, um die monatlichen Raten moderat und das Leasingvolumen auf hohem Niveau zu halten. Wenn die Restwerte beträchtlich unter ein erwartetes Niveau fallen, können sich die Autofirmen die Finger verbrennen. Laut CNW entsteht dadurch in diesem Jahr eine Lücke von rund sechs Milliarden Dollar. Der Rekordwert von zehn Milliarden Dollar stammt aus dem Jahr 2001.
Von März 2007 bis März 2008 ist der Wert gebrauchter Luxus- und Premiumfahrzeuge laut "Black-Book"-Herausgeber Ricky Beggs um 20 bis 22 Prozent gesunken, in guten Jahren sind es 15 bis 17 Prozent. "Schuld ist die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung", sagt Beggs. BMW versucht nun mit speziellen Finanzierungsangeboten und mehr Geld für Werbung, den Absatz der zertifizierten Gebrauchtwagen anzukurbeln. Erschwert wird die Situation, weil viele Kunden große Pick-ups und SUVs gegen kleinere und sparsamere Fahrzeuge eintauschen. Die Preise für große Geländewagen fallen daher noch schneller als in anderen Fahrzeugklassen. "Entweder finde ich einen Weg, sie weiterzuverkaufen", sagt ein BMW-Händler, "oder sie werden versteigert."