Schwieberdingen. Bosch baut ein breites Portfolio rund um die Elektromobilität auf und will von der erwarteten Konsolidierung profitieren. "Anstatt wie heute vieles selbst zu machen, versuchen wir, die Hersteller zu überzeugen, ein gutes System bei uns zu kaufen“, so Rolf Bulander, der seit dem 1. Juli den Geschäftsbereich Gasoline Systems leitet, wo die Aktivitäten für Benzinmotoren und alternative Antriebe angesiedelt sind. Der Manager ist überzeugt, dass eine Großserienfertigung von Elektroautos nur über Standardisierung und die optimale Aufgabenteilung zwischen Hersteller und Zulieferer möglich ist: "Ohne die entsprechenden Skaleneffekte kann man den Wandel nicht aktiv gestalten.“ Dies betrifft nicht nur die Lithium-Ionen-Batterie, die selbst im Jahr 2025 allein noch immer mehr als die Hälfte der Mehrkosten gegenüber einem herkömmlichen Fahrzeug verursachen dürfte, sondern auch viele andere Komponenten.
"Beim Elektromotor braucht man Stückzahlen zwischen 500.000 und eine Million, um notwendige Größenvorteile zu erzielen. Das kann ein einzelner Hersteller kaum schaffen“, so der Manager. Bis ein Umdenken in der Autoindustrie einsetzt, dürfte Bosch einen langen Atem benötigen. Um die neue technische Kompetenz für Elektromobilität aufzubauen und ein Gefühl für die Kosten zu bekommen, setzen praktisch alle Hersteller heute auf Eigenentwicklungen für das Fahrzeug und die Gesamtbatterie. In der zweiten Phase wird laut Bosch mit der zunehmenden Differenzierung der Systeme die Konsolidierung einsetzen und es werden sich Key-Anbieter bilden. Erst in der dritten Phase, wenn Kosten und Qualität – die Domäne von Bosch – zu bestimmenden Faktoren werden, komme es zur Bündelung über Herstellergrenzen hinweg. Wann diese Entwicklungen eintreten, ist Bosch zufolge nicht abzusehen. "Wir sehen bei der Elektrifizierung des Antriebsstrangs gute Chancen, einen sehr viel größeren Wertschöpfungsanteil im Auto als heute zu erreichen“, so Bulander.
Das hänge allerdings von der Politik der Hersteller ab. Der Stuttgarter Zulieferer will ein vollständiges Produktportfolio anbieten. Dazu zählen Kernkomponenten wie die Leistungselektronik und drehmomentstarke Elektromotoren, komplette Lithium- Ionen-Batterien sowie Ladegeräte und -stationen bis hin zu Navigationslösungen. "Wir verstehen uns als Treiber für Elektromobilität. Deshalb werden wir jährlich rund 400 Millionen Euro in die Entwicklung solcher Lösungen investieren“, kündigt Bulander an. Zum Vergleich: Bislang investiert der Bosch-Bereich Gasoline Systems mit fünf Milliarden Euro Umsatz ungefähr 500 Millionen Euro in die Forschung und Entwicklung des Antriebsstrangs mit Verbrennungsmotor.