Genf. Toyota hat sich endgültig von überzogenen Absatzerwartungen in Deutschland verabschiedet. Das einstige Bestreben, hierzulande einmal 200.000 Neufahrzeuge jährlich zu verkaufen, habe Konzernchef Akio Toyoda höchstpersönlich zu den Akten gelegt, sagte der scheidende Europa- Chef Didier Leroy der Automobilwoche in Genf. „Wir verfolgen diese Volumenstrategie längst nicht mehr. Unser Ziel ist es heute, die Kundenzufriedenheit zu steigern. Über diesen Weg werden wir langfristig auch mehr Fahrzeuge verkaufen.“
Toyota strebe in allen Märkten ein rentables Wachstum an und werde niemals zu einer Discount-Marke werden, betonte Leroy. Im vergangenen Jahr hatte Toyota in Deutschland nur noch 70.267 Pkw verkauft, ein Minus von 5,1 Prozent. Per Ende Februar sackte der Absatz um weitere 15,8 Prozent ab. „Deutschland ist der schwierigste Markt für uns in Europa. Dazu trägt die Stärke der deutschen Hersteller bei, aber auch die enorme Bedeutung des Flottengeschäfts“, sagte Leroy dazu. Toyota werde seinen Flottenhandel ausbauen, aber auf rentable Weise. Insgesamt sei er mit dem vergangenen Jahr zufrieden, unterstrich Leroy.
Toyota und Lexus hatten den Absatz in Europa um 4,6 Prozent auf 888.000 Fahrzeuge gesteigert. In Russland habe man sich zudem als krisenfest erwiesen: Während der Markt dort um gut zehn Prozent schrumpfte, legte Toyota um 6,4 Prozent zu. Der neue internationale Fahrzyklus WLTP werde für Toyota nicht zu Nachteilen führen, so Leroy. Auch die Plug-in-Hybride seien weiterhin sinnvoll, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und um die sogenannten Supercredits bei der Bewertung des Flottenverbrauchs zu erreichen, sagte er. „Wir machen uns keine Sorgen. Man hat lange gesagt, dass WLTP zu Nachteilen für Hybridfahrzeuge und Plug-in-Hybride führen würde. Inzwischen sehen wir das aber nicht mehr so“, sagte Leroy. „Mittlerweile haben wir auch in der Hybridtechnik Fortschritte gemacht, wodurch die Vorteile dieses Antriebs nochmals gestiegen sind.“ Entscheidend sei, dass die CO2-Regulierung unter den neuen WLTP-Bestimmungen an die Grenzwerte unter dem NEFZ-Zyklus angepasst werde.
Leroy wird zum 1. April Vice President für die Regionen Europa, Nordamerika und Afrika. Seine bisherige Position übernimmt Johan van Zyl, derzeit Afrika-Chef. Infiniti-Chef Krüger plant Netzausbau Genf. Der neue Infiniti-Vorstandschef Roland Krüger setzt für einen Neustart der Nissan- Nobelmarke in Europa auf ein neues Kompakt-Crossover und auf den Ausbau des dünnen Vertriebsnetzes. In Genf zeigte Infiniti als Vorbote eines kompakten Crossover das QX30 Concept. Damit wollen die Japaner das volumenträchtige Kompaktsegment ins Visier nehmen. Entscheidend für einen Erfolg sei der Ausbau des Netzes, sagte Krüger im Gespräch mit der Automobilwoche. „Ohne ein starkes Netz werden wir in diesem wettbewerbsintensiven Markt keinen Erfolg haben.“
Derzeit verfügt Infiniti in Deutschland nur über sechs Verkaufsstandorte, in ganz Europa über 66. Für Deutschland und Österreich wurde jüngst Harald Fischer als Händlernetzentwickler ins Team geholt. „Es laufen derzeit konkrete Gespräche mit Investoren, die ernstes Interesse haben“, beteuerte Krüger. Mithilfe der neuen Modelle solle „mindestens eine Verdoppelung des Volumens“ in Europa möglich sein, erwartet er. 2014 hatte Infiniti in ganz Europa nur 4800 Fahrzeuge verkauft, in Deutschland waren es lediglich 1015.