Dieser Schritt war ein wichtiges Statement unseres Unternehmens. Damit findet das Design die Beachtung, die es schon lange verdient. Nicht nur innerhalb unserer Firma. Das ist auch ein Zeichen an die gesamte Autoindustrie, welche Bedeutung dem Design beigemessen wird.
Schreyer: "Dem Design mehr Beachtung schenken"
Das wundert mich auch. Design hat mittlerweile einen so wichtigen Stellenwert, dass es durchaus angemessen ist, dass ein Designer auch die entsprechende Position bekommt. Er hat den Überblick über den Entstehungsprozess eines Fahrzeugs – von der ersten Skizze bis zum Serienstart. Er hat die gesamte Produktpalette der Zukunft vor seinem geistigen Auge. Parallel zu seiner Vision hat der Designer auch Kenntnis von vielen Einzelsparten, sowohl was die Kosten betrifft als auch die technischen Vorgaben. Deshalb ist es wirklich wichtig, dass dem Design mehr Beachtung geschenkt wird. Ich mich sehr freuen, wenn auch andere Autohersteller ihre Designer in die oberste Etage befördern.
Es ist nicht so, dass ich als Präsident in tausend Sitzungen gehen muss, in denen es beispielsweise um Finanzthemen geht. Ich bin Designer und für das Design verantwortlich. Aber ich bewege mich jetzt auf einem anderen Level, habe eine andere Art von Überblick, habe andere Ansprechpartner. Das bietet mir mehr Möglichkeiten, das ein oder andere auf den Weg zu bringen. Dass der Konzern mir diese Position angeboten hat, ist ein großer Vertrauensbeweis.
Kia hat eine strukturierte Designphilosophie, die Modelle sind sehr logisch aufgebaut und architektonisch zusammengesetzt. Die Fahrzeuge von Hyundai haben eine flüssige Formensprache, sie wird Fluidic Sculpture genannt. Die beiden Marken unterscheiden sich bereits stark, diese Unterschiede werden wir noch weiter heraus kristallisieren und kultivieren.
Es geht in eine neue Richtung, aber das ist ein langer Prozess. Hyundai hat seit langer Zeit den Hexagonal-Grill, den können wir weiter entwickeln. Ich möchte der Frontgestaltung mehr Charakter und Wiedererkennbarkeit geben.
Ja, das wird nicht so einfach, weil Hyundai eine noch breitere Modellpalette hat als Kia. Wir werden vielleicht Hierarchiestufen einbauen müssen, wir können bei einer Luxuslimousine nicht den gleichen Grill einsetzen wie beim i10. Wir starten jetzt mit diesem Projekt. Das wird ein anhaltender Lernprozess, wie wir ihn auch mit der Entwicklung des Kia-Gesichts, der Tigernase, haben.
Die europäische Autoindustrie ist führend im Autodesign und ich bin halt Europäer. Man kann sagen, das ist ein europäisches Design, aber mir ist wichtig, dass es einfach ein gutes Design ist. Ich ziehe bei diesem Thema gerne mein iPhone aus der Tasche: Das stammt von einem amerikanischen Unternehmen, wird in China produziert und stößt überall auf Begeisterung. So soll es auch bei Autos sein, sie sollen weltweit gut ankommen. Aber natürlich bin ich durch meine ständigen Reisen nach Korea von der dortigen Kultur beeinflusst. Unsere Ideen stammen aus den Design-Studios in Europa, Kalifornien und Seoul, das macht das Ganze erst lebendig.
Es ist eine Ehre, wenn er das sagt. Es hat mich sehr gefreut und ich denke sehr gern an meine Zeit bei VW zurück. Aber die Frage einer Rückkehr stellt sich nicht. Ich will mich voll und ganz auf meine Aufgabe bei Hyundai konzentrieren.