Salzburg. Während bei vielen Verkehrsprojekten weltweit noch an grundlegenden Konzepten gearbeitet wird, ist in Salzburg vor Kurzem der Praxistest eines neues Verkehrsmanagementsystems angelaufen. „Einzigartig ist dabei, dass wir auf Basis von Echtzeit- Verkehrsdaten sowohl der öffentlichen Hand nützliche Informationen liefern als auch Unternehmen neue Geschäftsmodelle bieten“, sagt Raimund Wagner, Geschäftsführer der AMV Networks GmbH, die das System betreibt. Im ersten Schritt werden in der Modellregion 500 Pkw, Motorräder und Nutzfahrzeuge mit einer Telematikbox ausgestattet, die neben der aktuellen Position, der Geschwindigkeit und dem Verbrauch auch die Außentemperatur sowie die Betätigung des Warnblinkers und des Scheibenwischers an die Zentrale funken.
Aus den gesammelten Daten kann das System je nach Wunsch aktuelle Informationen über Staus zusammenstellen, Bewegungsdaten zur besseren Verkehrssteuerung generieren oder der Straßenmeisterei Hinweise geben, wo im Winter akuter Streubedarf herrscht. Bis Ende 2012 sollen 10.000 Fahrzeuge in den Feldversuch eingebunden sein. „Dann haben wir zehn Prozent des Fahrzeugsbestands der Region. Das reicht, um aussagefähige Daten zu erhalten und zu beweisen, dass unser System funktioniert“, so Wagner.
Die Plattform liefert aber nicht nur gemeinnützige Verkehrs- und Sicherheitsinformationen, sondern bietet auch privaten Unternehmen die Chance auf neue Geschäftsmodelle. So kann eine Versicherung zum Beispiel neue, nutzungsabhängige Tarife testen oder ein Parkhausbetreiber innovative Preismodelle je nach Tageszeit erproben. Dabei schließen die Teilnehmer mit dem jeweiligen Anbieter einen Vertrag, erhalten bestimmte Vergünstigungen und stellen im Gegenzug ihre Daten zur Verfügung. „Entscheidend dabei ist, dass wir als Betreiber die Daten nur anonymisiert erhalten, also keine Verknüpfung zum Fahrzeughalter möglich ist“, betont Wagner.
Im Gegensatz zur gesetzlich vorgeschriebenen Vorratsdatenspeicherung bei Telefonanbietern werden bei AMV keine personenbezogenen Informationen archiviert. Dem Konsortium für den Feldversuch gehören unter anderem die Stadt und das Land Salzburg, Verkehrsbetriebe und der Autobahnbetreiber Asfinag an. Der Bund trägt die Aufbaukosten über den Umweltfonds „Klien“ zu 40 Prozent.