München. Ford begründet die Investitionen vor allem mit geringeren Verbrauchswerten. Tatsächlich benötigt die Version mit einem neu entwickelten 2,7-Liter-V6-Benzinmotor Ford zufolge bis zu 29 Prozent weniger Sprit als das Vorgängermodell. Ob dies aber reicht, um die Skepsis unter den Pick-up- Kunden zu zerstreuen, ist offen. Zudem gibt es noch sparsamere Motorisierungen des Wettbewerbers Dodge Ram 1500 mit einem modernen Dreiliter-Dieselmotor. „Ford ist mit dem Alu-Konzept ein erhebliches Risiko eingegangen. Man hat eine grundlegend neue Technologie sofort im wichtigsten und margenstärksten Volumenmodell eingeführt“, urteilt ein europäischer Produktionsexperte, der nicht genannt werden will. „Es könnte sein, dass die Zeit für ein Brot-und-Butter-Auto aus Aluminium in Amerika noch nicht reif ist.“ Ford selbst kommuniziert den Schritt in die Aluminium-Welt sehr selbstbewusst. Doch in unzähligen Foren diskutieren skeptische Verbraucher derzeit über die Vor- und Nachteile der Alu-Karosserie. Im Vergleich dazu geht General Motors leiser vor. Derzeit werden bei GM Alu-Komponenten auf breiter Front in diversen SUV-Modellen sowie bei der Corvette und bei Cadillac eingeführt – ohne jedoch darüber viele Worte zu verlieren. Wegen seiner Alu-Karosserie wird der neue F-150 bei vielen Ford-Händlerbetrieben zunächst nicht in vollem Umfang repariert werden können. Weder die Werkzeuge noch die Fachleute sind dazu derzeit in ausreichender Zahl verfügbar. „Der Aftermarket ist nicht ausreichend auf den F-150 vorbereitet“, sagt dazu der Produktionsexperte. Bislang sind weniger als zehn Prozent der Reparaturbetriebe in den USA für das Schweißen von Aluminium zertifiziert. Die Investitionen in Ausrüstung und Personal sind beträchtlich. Ford ist sich des Problems bewusst und bietet den Servicebetrieben entsprechende Schulungen an. Dennoch werden Reparaturen am neuen F-150 teurer werden – was wiederum die Versicherungsprämien in die Höhe treibt. Die neue Technik könnte es daher im Markt schwer haben.
Ford F-150
Riskante Aluminium-Wette
Zum ersten Mal in der Geschichte bietet Ford seit Anfang Dezember einen Pick-up mit Aluminiumkarosserie an. Der Bestseller F-150, seit Jahren unangefochten das meistverkaufte Automodell in den USA, wird in seiner 13. Generation mit einer Karosserie gebaut, die zu 97 Prozent aus Alu-Legierungen besteht. Dadurch konnte Ford das Gewicht um bis zu 350 Kilogramm senken. Diesen Meilenstein ließ sich Ford mehrere Milliarden Dollar kosten, angefangen bei der Entwicklung, aber auch beim Umbau der Produktion in Dearborn. Da jährlich gut 300.000 F-150 gebaut werden, hat dies bereits den Preis für Aluminium in die Höhe getrieben.