München. Ferdinand Dudenhöffer, Geschäftsführer des Prognose-Instituts B&D Forecast, beobachtet seit Langem die Entwicklung der Autopreise und Rabatte auf dem deutschen Markt. Automobilwoche sprach mit ihm über die Preisnachlässe seit Jahresbeginn.
Herr Dudenhöffer, Ende 2006 lagen die Rabatte in Deutschland bei etwa 17 Prozent. Wie viel Nachlass wird heute gewährt?
Momentan entwickeln sich die Rabatte im Durchschnitt Richtung 19 Prozent. Verkaufsförderungen dieser Größe haben wir zum Jahresbeginn in unserer Statistik noch nie verzeichnet. Fiat liegt mit bis zu 22 Prozent Preisnachlass an der Spitze.
Ist daran allein die Erhöhung der Mehrwertsteuer schuld?
Wir gehen davon aus, dass die Rabatte eine Reaktion auf vorgezogene Käufe sind. Denn Ende des vergangenen Jahres wurden 50.000 Fahrzeuge verkauft, die nun in den ersten drei Monaten fehlen. Deshalb rechnen wir mit einem holprigen Start ins Verkaufsjahr 2007.
Wie lange wird es dauern, bis die Hersteller den Kunden die Mehrwertsteuer von 19 Prozent zumuten und nicht mehr mit Rabatten überdecken?
Das wird ein fließender Übergang sein. Nach vier bis sechs Monaten denken die Kunden nicht mehr an die 16 Prozent Mehrwertsteuer des Jahres 2006. Wenn sich die Konjunktur weiter gut entwickelt, werden in der zweiten Jahreshälfte auch die Preise nicht mehr so stark unter Druck sein.
Ist ein Ende der Rabattschlacht in Sicht?
Das Rabatt-Rad wieder zurückzudrehen ist sehr schwer, ganz ohne Rabatte wird es auch künftig nicht gehen. Aber wir gehen davon aus, dass wir in einem Jahr leicht unter dem Niveau von Ende 2006 sein werden, also bei Preisnachlässen von etwa 16 Prozent. Der Weg zurück zu 14 oder gar 13 Prozent Rabatt ist mittelfristig möglich, aber steinig. Denn der Automarkt wird künftig noch härter umkämpft sein, weil Toyota weiter wächst und Koreaner und Chinesen auf den Markt drängen.
Wer zahlt die Rabatte, die Hersteller oder der Handel?
Bei den aktuellen Rabatten von durchschnittlich 19 Prozent kann man davon ausgehen, dass die Hersteller zwölf Prozent übernehmen und der Handel sieben Prozent bewältigen muss. Die Händler sind von den Kunden schon frühzeitig zu hohen Rabatten getrieben worden. Aber die hohen Rabatte der vergangenen Jahre sind nur noch durch Subventionen der Hersteller möglich.
Das Interview führte Matthias Karpstein.