Bergisch Gladbach. Stefan Kampa und seine neun Kommilitonen hatten allen Grund zur Freude, als sie sich Mitte Januar in Bergisch Gladbach zur Diplomverleihung trafen. Jeder von ihnen hatte an diesem Abend nicht nur sein Abschlusszeugnis, sondern auch schon einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Damit haben die ersten Automobil-Absolventen der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) gleich eine Marke gesetzt, die nicht zu übertreffen ist: 100 Prozent der Kaufleute mit Schwerpunkt Automobilwirtschaft wechseln direkt vom Hörsaal in die Praxis.
Von Übernahmequoten dieser Größenordnung träumen Universitäts-Absolventen. Die FHDW muss ihren Studenten auch einen schnelleren Berufseinstieg bieten, denn sie fordert von ihnen mehr als Uni oder Fachhochschule. Sie ist keine staatliche, sondern eine private Bildungseinrichtung. Entsprechend finanziert sie sich über Studiengebühren. Wer in Bergisch Gladbach sein Diplom als Kaufmann machen möchte, zahlt dafür in drei Jahren 23.000 Euro.
Problematisch ist es für die FHDW dennoch nicht, ihre jährlich 100 Studienplätze für Betriebswirtschaft und 100 weitere für Wirtschaftsinformatik zu besetzen. Bis zu 2000 Bewerbungen gehen jährlich im Sekretariat ein. Wer im Abitur mindestens einen Notenschnitt von 2,5 geschafft hat oder ein außergewöhnliches Talent mitbringt, wird als einer von 600 Interessenten zu einem mehrstufigen Test eingeladen. "Nach einem Informationsgespräch über das Studium mussten wir zuerst einen Geschäftsbrief schreiben. Danach gab es noch einen Wirtschaftstest und einen Test zum logischen Denken", erinnert sich Laura Dietzel, die im fünften Semester Betriebswirtschaft studiert.
Zusätzlich müssen die Bewerber in Zweiergruppen 15 Minuten lang über einen Zeitungsartikel referieren und ein Einzelgespräch mit Professor Stefan Bratzel führen. "Darin will ich feststellen, ob der Kandidat über soziale Kompetenz verfügt und wie strukturiert er denkt", sagt Bratzel, der seit 2004 den Schwerpunkt Automobilwirtschaft leitet.