München. Lauter hätte das Jawort der DCS-Aktionäre kaum klingen können: 99,82 Prozent der Anteilseigner stimmten auf der Hauptversammlung am 5. Juli dafür, dass das Software-Haus DCS Group Teil von Reynolds & Reynolds International wird. Die Freude der DCS-Aktionäre ist verständlich, sollen sie doch 59 US-Cent für eine Aktie erhalten, die aktuell mit 45 US-Cent gehandelt wird. Wenn bis zum 27. Juli kein Einspruch mehr erfolgt, dann wird die Übernahme besiegelt.
Liebeshochzeit am Computer
Mit der Hochzeit der beiden Software-Häuser entsteht ein transkontinentales Schwergewicht auf dem Markt der Handelsprogramme: Reynolds & Reynolds ist für den Kfz-Handel in den USA und Kanada einer der führenden Anbieter und bislang in 36 Ländern vertreten, die DCS Group ist nach eigenen Angaben die Nummer eins auf dem europäischen Markt. 31,6 Millionen Euro lässt sich Reynolds & Reynolds den Kauf kosten, rund die Hälfte davon muss für die Schulden der DCS Group aufgebracht werden. "Der Antrieb hinter der Übernahme sind die enormen Wachstumsziele von Reynolds & Reynolds, die durch organisches Wachstum nicht mehr erreicht werden können", sagt Peter Mitteregger, Leiter des strategischen Marketings des US-Konzerns.
Mit der Übernahme wird nicht nur das Wachstum, sondern auch die Präsenz in Europa ausgeweitet. Im Oktober 2003 hatte Reynolds & Reynolds den deutschen Software-Anbieter Incadea gekauft. Seither arbeitet der US-Konzern im Vertrieb mit zwei deutschen Partnern zusammen: Über T-Systems und EDS Mid-market Solutions werden die Incadea-Produkte und die von Reynolds & Reynolds selbst entwickelten Händler-Programme verkauft. Dank der DCS-Übernahme kann die Software künftig über das direkte Vertriebsmodell von DCS an die Autohäuser gebracht werden.
Etwa 4500 Autohändler in Europa sind bereits DCS-Kunden -- vom BMW- bis zum Volvo-Haus. Vor allem die gute Marktstellung in Deutschland und Frankreich will Reynolds & Reynolds künftig nutzen: "DCS ist in Märkten stark, die zu unseren absoluten Zielmärkten gehören", sagt Mitteregger. Von der Übernahme profitiert ihm zufolge auch DCS. Denn für ein mittelständisches Unternehmen wie DCS mit seinen 400 Mitarbeitern sei es langfristig schwierig, auf einem Softwaremarkt zu bestehen, der zunehmend von Global Playern dominiert wird.
Andreas Eder, Chef der deutschen Dependance DCS Automotive, sieht dies ebenso: "Von den Automobilherstellern wird man erst ab einer gewissen Grösse ernst genommen. Deshalb ist für uns die Zusammenarbeit mit Reynolds & Reynolds sinnvoll." Auf der gemeinsamen Kundenliste sollen nach der Akquisition mehr als 15.000 Händler in rund 40 Ländern stehen.
Laut Eder müssen die bisherigen DCS-Kunden aber keine Veränderungen erwarten, der Support für die Software sei auch künftig gesichert. Dass der neue Hausherr Produkte einstellen oder Geschäftsbereiche schliessen könnte, erwartet Eder nicht: "Wir sind im Markt fest etabliert. Und Reynolds & Reynolds geht es darum, mit der Übernahme weiter zu wachsen."