Turin/Detroit. Fiat- und Chrysler- Chef Sergio Marchionne wäre ein Platz in den automobilen Geschichtsbüchern sicher: Bringt er die Allianzpartner zurück in die Erfolgsspur, dürfte er als einer der größten Manager in der Autobranche gelten. Er hätte dann geschafft, woran Jürgen Schrempp, Wolfgang Bernhard und Dieter Zetsche gescheitert sind. Scheitert Marchionne bei dem waghalsigen Vorhaben, wird er der Totengräber zweier Traditionsunternehmen sein. Noch demonstriert der Italo- Kanadier Selbstbewusstsein: "Die Allianz von Chrysler und Fiat ist eine Demonstration, wie sich die Autobranche an die neue Realität anpassen muss.“
Unstrittig ist, dass mit Ausnahme von General Motors kein Wettbewerber schlechter gewirtschaftet hat als Fiat und dessen US-Allianzpartner Chrysler, an dem die Italiener mit 25 Prozent beteiligt sind. "Beide Unternehmen hatten keine andere strategische Option, als zusammenzugehen“, so Erich Hauser, Autoanalyst von Credit Suisse. Denn nach Marchionnes eigenem Credo muss ein Autohersteller 5,5 bis sechs Millionen Autos im Jahr bauen, um überleben zu können.
Doch es ist die Allianz zweier Sanierungsfälle. Im vergangenen Jahr verkaufte Fiat 2,1 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge der Marken Fiat, Alfa Romeo und Lancia. Während im europäischen Pkw-Geschäft nach Schätzungen der italienischen Bank UniCredit ein Verlust von 616 Millionen Euro anfiel, steuerte Brasilien einschließlich des Nutzfahrzeuggeschäfts fast eine Milliarde Euro Gewinn bei. Chrysler verkaufte 1,2 Millionen Autos und wies einen Nettoverlust von 652 Millionen Dollar aus.