München. Die europäischen Autobauer werden in den nächsten fünf Jahren insgesamt vier bis fünf Milliarden Euro investieren müssen, um die CO2-Anforderungen der Europäischen Kommission zu erfüllen. Die Entwicklung eines Autos verteure sich dadurch um zehn Prozent, sagte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen der Automobilwoche. Der Verband der Europäischen Autohersteller (ACEA) befürchtet dadurch einen Schaden für den Wohlstand, die Beschäftigung und das Wachstumspotenzial der europäischen Wirtschaft.
Der Vorschlag, dass die Autohersteller den CO2-Ausstoß bis 2012 auf durchschnittlich 130 Gramm je Kilometer reduzieren müssen, sei "willkürlich und zu streng", heißt es aus der Brüsseler ACEA-Zentrale. "Die EU sollte den Herstellern nicht vorschreiben, welche Fahrzeuge sie zu bauen haben, sondern stattdessen den Kunden mit einer linearen und aufkommensneutralen Besteuerung auf CO2-Basis einen Kaufanreiz bieten", sagte ACEA-Generalsekretär Ivan Hodac der Automobilwoche.
Zusätzliche Umwelttechnik werde den Fahrzeugpreis um durchschnittlich 3650 Euro erhöhen, befürchtet der europäische Herstellerverband. Dies könne zu einem Anstieg der Fahrzeugimporte und gleichzeitigem Absinken der Exporte führen. Vor allem im Kleinwagensegment könnte dann ein Teil der Produktion und damit Arbeitsplätze in Länder außerhalb der EU verlagert werden.
Die Schätzungen, wie stark eine strengere CO2-Richtlinie die Fahrzeugpreise steigen lässt, gehen indes weit auseinander. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas erwartet lediglich Mehrkosten von etwa 400 Euro. Jürgen Pieper, Analyst beim Bankhaus Metzler, rechnet mit einer Erhöhung von 300 bis 400 Euro. Er sieht die Autobauer mit der 130-Gramm-Grenze für den europäischen Markt vor eine lösbare Aufgabe gestellt: "Die Messlatte wurde nicht zu hoch gelegt. In der verbleibenden Zeit von fünf Jahren ist das Ziel durchaus zu erreichen."
Allerdings müssten die Autobauer dafür ihre Strategie ändern und sich stärker der Senkung des Verbrauchs widmen. "Bislang haben die Hersteller die CO2-Grenzwerte ja kaum beachtet. Die Steigerung der Leistung war ihnen wichtiger", sagt Pieper.
Ulrich Winzen, Analyst bei Polk Marketings Systems, wertet den Vorschlag der Kommission als "Initialzündung für die Hersteller", sparsamere Autos zu produzieren. Dazu sei aber ein Umdenken der Kunden nötig, die Fahrzeuge wie den Drei-Liter-Lupo nicht angenommen hätten. "Umweltbewusstsein erreicht man am schnellsten über den Geldbeutel der Verbraucher. Es muss vermittelt werden, dass sie Geld sparen, wenn sie Sprit sparen", sagt Winzen.