Jedem eine Chance

Wenn ein neuer Kunde das BMW-Autohaus der Handelsgruppe Procar in Castrop-Rauxel betritt, wird er von Uninton Antons unwiderstehlichen Lächeln begrüßt. Die erste Frage des Gastgebers lautet dann regelmäßig: „Kann ich Ihnen einen Kaffee bringen?"

So mancher Kunde liegt dann schwer daneben, wenn er den jungen Mann im schicken Casual-Business-Outfit für den Kaffee-Beauftragten im Showroom hält. Denn Anton, dessen Eltern aus Sri Lanka stammen, ist der Chef des Standortes. Die 18 Mitarbeiter arbeiten unter seinem Kommando – und das tun sie offensichtlich sehr gern. Sie haben bei der Befragung zum Award "Beste Autohaus Arbeitgeber" Höchstnoten für ihr Unternehmen abgeben.

"Das habe ich von der Philosophie meiner Mutter. Sie sagt: Erstmal kriegt jeder einen Kaffee! Da zählt die Geste, man zeigt Anteilnahme am Menschen. Das Geschäftliche kann zunächst mal eine Sekunde lang warten," erklärt Anton seinen Grundsatz.

Die Mitarbeiter bei Procar in Castrop-Rauxel verstehen sich erkennbar gut mit dem jungen Chef. Es wird gescherzt und gelacht, als Anton "seinen" Betrieb vorstellt. Beim Rundgang zeigt der Chef nicht als erstes den schicken Showroom, die modernen Hebebühnen in der Werkstatt oder das digital gesteuerte Ersatzteillager. Anton stellt grundsätzlich immer zuerst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor. Er kennt ihre persönliche Lebenssituation, ihre Haustiere und vieles mehr.

Da ist zum Beispiel der kompetente KfZ-Meister, der nur leider nicht die Leitung der Werkstatt übernehmen wollte, als Anton sie ihm antrug. "Er traute es sich nicht wirklich zu, scheute vor der Verantwortung. Da haben wir viel miteinander geredet, auch über meinen Werdegang. Heute ist er eine Säule im Betrieb – ich nenne ihn ‚Klein-Manager‘ und er findet das richtig gut."

Anton kann die Menschen motivieren, er stachelt ihren Ehrgeiz an – genau so, wie er es selber geschafft hat. "70 Prozent an meiner Aufgabe ist Mensch, 30 Prozent die Schaffung guter Rahmenbedingungen. Dann können sich die Mitarbeiter entfalten."

Als Mensch mit dunkler Hautfarbe musste sich Anton schon immer behaupten und mit besonders hoher Leistung überzeugen. Viel Aufhebens darum macht er nicht. "Natürlich hat man als Dunkelhäutiger auch schon so manches negative Erlebnis hinter sich. Aber was bleibt, sind die noch zahlreicheren positiven Dinge. Und dafür bin ich Procar wirklich dankbar. Wir haben die Haltung: Wenn einer wirklich möchte, dann kann er auch. Und genau so war das auch bei mir."

An dem kleinen Procar-Standort in Castrop-Rauxel arbeiten Menschen aus mehr als zehn Nationen. Platz für Rassismus ist dort nicht. "Natürlich gehen wir zusammen nach Feierabend auch mal ein Bier trinken. Ich sage dann: Wenn wir hier schon alle arbeiten müssen, dann sollten wir wenigstens ein wenig Spaß dabei haben."

Bei aller Arbeitsfreude macht Anton aber auch jedem Mitarbeiter deutlich, dass am Ende des Tages die Leistung jedes Einzelnen zählt. "Ich sage den Leuten, ich gebe euch gerne etwas, aber dafür möchte ich auch etwas zurückbekommen. Ich will die Leistung, aber ohne Peitsche." Wer keine Leistungsbereitschaft zeige, der müsse wieder gehen.

Anton leitet den Standort Castrop-Rauxel seit gut drei Jahren. Zuvor war er sechs Jahre lang Verkäufer am Standort Unna, der ebenfalls eine hervorragende Bewertung beim Automobilwoche-Award errungen hat. Der Händlermanager ist dankbar für das Erreichte, auch wenn er noch weitere Pläne hat. "Eine Filialleiter-Ausbildung kostet eine Menge Geld. Dafür versuche ich mich zu revanchieren mit guter Arbeit," sagt Anton und blickt auf den neben ihn sitzenden Leiter des Personalwesens der Procar Gruppe, Robert Grgic.

Grgic erkannte schon vor Jahren das Potenzial von Anton – und er sollte Recht behalten. Der Standort Castrop-Rauxel liefert einige der besten Performance-Kennziffern der Gruppe. "Es geht darum, aus einem guten Mitarbeiter einen hervorragenden Mitarbeiter zu machen. Manchmal gelingt uns das ganz ordentlich", schmunzelt Grgic.

Sonderheft: „Beste Autohaus Arbeitgeber 2019“