Die Zeit drängt: Nur noch drei Jahre, bis die neuen Grenzwerte für CO2 in der EU greifen. Auch in anderen Erdteilen verschärfen die Gesetzgeber die Regelungen. In der EU gilt vom Jahr 2021 an ein Grenzwert von 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Die einen sagen, das sei zu lasch, die anderen sagen, das sei zu streng. Fakt ist: Sollten das die Autohersteller nicht schaffen, drohen ihnen immense Strafzahlungen. Und die Gefahr ist real. Denn die Autobauer sind spät dran, auf emissionsarme Autos umzuschwenken. Stand heute ist kaum ein Hersteller in der Lage, die Grenzwerte einzuhalten. Und sinkende Dieselverkäufe verschlimmern dieLage derzeit noch, weil Selbstzünder weniger CO2 ausstoßen als Benziner.
Die Hersteller hatten lange Zeit keinen Druck, auch, weil die Kunden schlicht keine Elektroautos wollten. Nun aber wird der freie Markt ausgehebelt. Die Politik übernimmt, sie bestimmt. Die Kunden wollen zwar immer noch keine E-Autos, werden aber nicht mehr gefragt: Sie sollen zu ihrem Glück gezwungen werden.
Andererseits ist auch das Steuerprivileg für Diesel nichts anderes als Marktlenkung. Will man wirklich eine technologieoffene
Industriepolitik, müsste langfristig das Steuer-, Abgaben- und Fördersystem überdacht werden, wie es VW-Konzernchef Matthias Müller kürzlich ansprach. Mit Betonung auf dem Adjektiv langfristig.Ein weicher Übergang ist wichtig. Im Jahr 2030 ist das Dieselprivileg sicher ein Dinosaurier. Es wird eine Zeit nach dem Diesel geben. Doch jetzt noch nicht. Jetzt ist Status quo. Auf dem Spiel stehen Jobs, Wohlstand und die Zukunftsfähigkeit der Branche.
In Zukunft müssen Ökologie und Ökonomie besser in Einklang gebracht werden. Das kann gelingen, wenn dieRahmenbedingungen fair und konstruktiv sind. Gebraucht wird Evolution, nicht Revolution.Schreiben Sie mir Ihre Meinung unter [email protected]Im Datencenter:
CO2-Flotten-Verlaufkurven aller europäischer Hersteller (2011 bis 2021)
Prognose für die Höhe der Strafzahlungen in Europa
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