Untergruppenbach. Die Schieflage des Getriebeherstellers Getrag kam schnell und überraschend: Noch Mitte Oktober sah Präsident Tobias Hagenmeyer sein Familienunternehmen auf Expansionskurs, obwohl sich bereits damals mehrere fest eingeplante Großprojekte zerschlagen hatten und sich die Krise in der Autoindustrie abzeichnete.
Kaum vier Wochen danach musste CEO Dieter Schlenkermann den Abbau von mehr als jeder zehnten Stelle in Deutschland und die mögliche Schließung eines ganzen Werks ankündigen. Einen Tag später sah Betriebsratschef Karl Weber sogar den Fortbestand des ganzen Unternehmens gefährdet. Fakt ist, dass die Konsortialbanken die Unternehmensberatung Roland Berger mit einer Bestandsaufnahme beauftragt haben. Offensichtlich hat Getrag die Expansion stark mit Fremdkapital finanziert und gerät nun von mehreren Seiten unter Druck: durch rigide Kreditregeln der Banken, durch den erwarteten Umsatzeinbruch von bis zu 25 Prozent im kommenden Jahr und durch Überkapazitäten wegen nicht realisierter Neuaufträge.
Weiteres Risikopotenzial birgt die große Abhängigkeit vom ebenfalls angeschlagenen US-Hersteller Ford. Im Jahr 2007 hat die Getrag- Gruppe bei einem Umsatz von 2,6 Milliarden Euro nur einen Gewinn von 40 Millionen Euro erzielt. Dennoch blickt Schlenkermann zuversichtlich in die Zukunft: „Wir haben ein Konzept für eine Restrukturierung erarbeitet, das uns zusammen mit unserer zukunftsfähigen Getriebetechnologie gestärkt aus der Krise herausführen wird.“