München. Wenn Paolo Tumminelli den X6 betrachtet, muss er an den Körper eines Dinosauriers denken: „Eine Riesenhaube“, sagt der Designprofessor von der Fachhochschule Köln. „Und dann gibt es kaum noch Wagen.“ Kein Fahrzeug hat in diesem Jahr so stark polarisiert wie diese Kreuzung aus SUV und Coupé, die BMW im April in den USA, Ende Mai in Europa eingeführt hat. Man habe „mit der Erfindung des Sports Activity Vehicles (SAV) eine ebenso innovative wie wegweisende Fahrzeugkategorie begründet“, hatte der Hersteller vollmundig angekündigt. Doch der Weg wies nicht zum Erfolg. „Der X6 hat alle Nachteile eines Coupés, aber keine Vorteile“, sagt Tumminelli.
Auch andere Experten monieren, dass BMW bei dem SAV auf ein üppiges Platzangebot und eine gute Übersicht zugunsten der Coupéform verzichtet habe. Tumminelli kritisiert vor allem den „sehr kleinen, dunklen Fond und die idiotische Heckpartie“. Nicht nur ihn stören die „kleinen Fensterchen“: „Beim Blick in den Rückspiegel sieht man durch die Heckscheibe so gut wie gar nichts“, heißt es in einem Erfahrungsbericht der Online-Plattform Autoplenum. de. Das Einparken ohne Rückfahrkamera sei „schlichtweg unmöglich. Nicht nur kleine Kinder, auch ganze Sportwagen verschwinden schnell aus dem Sichtfeld des Fahrers.“ Im Internet wurde der 4,85 Meter lange und knapp zwei Meter breite Wagen heftig diskutiert. „Er ist mehr ein Lastwagen als ein Fahrzeug für vernünftige Menschen“, schreibt W. Fuchs. „Wer braucht so was? Ein Egoist ohne Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl?“ Pech für BMW, dass die Einführung des X6 in ein Jahr fiel, in dem der Benzinpreis auf einen Rekordwert von 1,60 Euro pro Liter stieg – und in dem CO2-Grenzwerte Dauerthema waren.
Diese beiden Faktoren verstärkten ein neues Bewusstsein der Kunden: weg von Spritfressern, hin zu günstigen und umweltfreundlichen kleineren Autos und sparsamen Motoren. Dass der X6 dank Efficient Dynamics im Vergleich zu anderen Dickschiffen gute Verbrauchs- und CO2-Werte bietet, war kaum Thema. Zudem lässt sich der zwei Tonnen schwere Wagen sehr sportlich fahren. In den Kurven wirkt die neue Dynamic Performance Control, mit der das Drehmoment zwischen den beiden hinteren Rädern gezielt verteilt wird. Doch in Deutschland honorierten diese Innovation bislang nur 2487 Käufer.