Esslingen. Die Eigentümer von Schenk Plastic Solutions haben Ulrich Kleinhans einen klaren Auftrag gegeben: Der Vorsitzende der Geschäftsführung soll den Kunststoffspezialisten bis 2009 wieder zurück in die schwarzen Zahlen führen, neue Kunden akquirieren und gleichzeitig den Mittelständler mit einem Umsatz von 78 Millionen Euro durch Zukäufe zu einer Unternehmensgruppe ausbauen.
Dabei setzt der 41-jährige Kleinhans, der erst im November 2006 die Führung bei dem Esslinger Automobilzulieferer übernommen hat, auf ein patentiertes Verfahren, das die Kombination von Kunststoff mit Schaum in einem Werkzeug ermöglicht: "Mit dem SkinForm-Verfahren können hochwertige Interieur-Oberflächen zu deutlich geringen Kosten als bei herkömmlichen Lösungen hergestellt werden." Und weil es laut Kleinhans bisher keinen Wettbewerber gibt, der diese Technologie im Automobilbau in Serie einsetzt, rechnet er sich gute Chancen aus, weitere Aufträge von bestehenden Kunden und darüber hinaus zusätzliche Abnehmer zu gewinnen.
Zum ersten Mal angewendet wurde die Technologie jetzt bei der hinteren Kopfstützenabdeckung der neuen Mercedes-Benz C-Klasse. Vorher war dafür ein Kunststoffteil verwendet worden, das mit Folie kaschiert war, um einen Ledereffekt zu erzeugen. "Mit unserem Verfahren waren wir deutlich billiger, obwohl die herkömmlichen Abdeckungen in Polen gefertigt wurden", so Kleinhans. Im Juli hat der Zulieferer die 100.000ste Kopfstüzenabdeckung ausgeliefert und wird in Zukunft jährlich bis zu einer Million Abdeckungen für die C-, E- und S-Klasse sowie die SUV-Baureihen M-, GL- und R-Klasse fertigen. Ziel von Kleinhans ist es nun, dieses Verfahren auch bei anderen Interieur-Teilen anzuwenden und mehr Funktionalität zu integrieren. "Wir wollen unsere Baugruppen mit Elektrik/Elektronik kombinieren", so die weiteren Pläne. Möglich wäre es etwa, Kabel, Schalter, Mikrofone oder Fahrzeugsicherheitsfunktionen in Verkleidungsteile einzubauen. "Wir schauen uns deshalb gezielt nach Unternehmen im Mechatronik- und Dekor-Bereich um, die wir übernehmen können", sagt Kleinhans. Zusätzlich sollen über Zukäufe in Norddeutschland weitere Standorte zur Belieferung von Volkswagen und dem Bremer Mercedes-Werk eröffnet werden. Damit soll nach dem Willen der Private-Equity-Investoren, der Privatbank Sal. Oppenheim und der börsennotierten IKB, eine Schenk-Gruppe entstehen, die sich gewinnbringend am Markt positioniert.
Nach der Restrukturierung sieht Kleinhans das Unternehmen wieder auf Kurs, auch wenn er erst 2009 mit der Rückkehr in die Gewinnzone rechnet. "Schenk hat 2006 einen hohen Verlust ausgewiesen, weil nicht rechtzeitig auf den Kostendruck der Kunden reagiert wurde", so der Ingenieur, der vom Entwicklungsdienstleister Edag kam. Nun will Kleinhans schon in der Entwicklung die vom Hersteller geforderten Einsparungen realisieren und so Druck bei Vertragsverhandlungen vermeiden.