München. Der Autobauer BMW hat für seine Handelsbetriebe und Werkstätten das Programm „Service 2008“ gestartet, das auch die Einführung neuer Messtechnik vorsieht. Mit der Vorgehensweise bei der Einführung sind jedoch nicht alle Händler zufrieden: Juristischer Streitpunkt ist dabei die Tatsache, dass die Handels- und Servicebetriebe die erforderlichen Rechner und Programme ausschließlich von BMW beziehen können und keine Erwerbsalternativen nutzen dürfen. „Hard- und Software für Service 2008 werden nur von BMW angeboten. Das hat etwas mit Geheimhaltung zu tun“, sagte Ludwig Willisch, Leiter der Region Deutschland der BMW Group, der Automobilwoche.
Exklusiv: BMW-Händler besorgt über Service-Programm
Der Kölner Rechtsanwalt Christian Genzow hält es für „kartellrechtlich höchst bedenklich, dass BMW seinen Vertragspartnern nicht die Möglichkeit bietet, die Rechner und Programme von anderen Quellen zu beziehen.“ Damit bleibe laut Genzow die Chance verwehrt, zu prüfen, ob die Technik von BMW zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten wird. Die BMW-Partner haben aber keine Wahl: Laut Willisch wird „Service 2008“ Mindestanforderung in den Serviceverträgen, daher müssen sie bestellen.
Für kleine BMW-Servicebetriebe könnte „Service 2008“ ab Oktober 2008 das Aus bedeuten, da dadurch hohe Kosten auf sie zukommen: Jeder einzelne Betrieb muss BMW zufolge künftig mit neuen Geräten ausgestattet sein, da diese für die Wartung der nächsten Generation des Siebener nötig sind. Außerdem wird die neue Technik für die Abrechnung von Garantieleistungen benötigt. Die Grundausstattung samt Erweiterungen für Diagnose und Messtechnik kostet laut einem Schreiben des Autobauers an seine Vertragspartner 56.200 Euro.
Die Betriebe benötigen zudem für die Rechner einen klimatisierten Raum. Bis zu 20.000 Euro kosten einem Händler zufolge Raum und Netzwerkverkabelung. „Deshalb fürchten vor allem kleine Familienbetriebe, dass sie keinen Vertrag mehr erhalten, wenn ,Service 2008‘ Mindestanforderung wird“, sagt der Händler.
„Ob sich die Investition amortisiert, ist die große Frage“, sagte Werner Entenmann, Präsident des BMW-Händlerverbands, der Automobilwoche. Deshalb verhandelt der Verband derzeit mit BMW darüber, ob künftig die Vergütung für Elektronikarbeiten angehoben werden kann. BMW drängt die Partner mit nach Bestelldatum gestaffelten Preisen zu schnellen Abschlüssen. „Das ist nicht ganz sauber, da BMW weiß, dass jeder Betrieb die Tester braucht“, sagt Entenmann.