Detroit/Stuttgart. Die Erwartungen im eigenen Unternehmen an die neue E-Klasse von Mercedes- Benz sind immens. Dabei kommt die Business-Limousine nicht nur in einem tiefen Konjunkturtal auf den Markt, sondern muss sich auch in einem strukturbedingt rückläufigen Marktsegment behaupten. „Entscheidend ist in erster Linie die Profitabilität des Geschäfts. Wenn gleichzeitig die Segmentführerschaft erreicht wird, hätten wir sicher nichts dagegen“, stellte Mercedes-Vertriebschef Klaus Maier gegenüber der Automobilwoche klar. „Aus unserer Sicht hat das Fahrzeug alle Voraussetzungen, auch dieses Ziel zu erreichen.“ Die neue E-Klasse (W 212) ist für Daimler eines der wichtigsten Fahrzeuge überhaupt.
Nach Schätzungen von Analysten verdient die Baureihe zwischen 25 und 30 Prozent des gesamten Gewinns der Pkw-Sparte. In der Spitze verkaufte Mercedes jährlich 300.000 Einheiten des Brot-und-Butter-Autos. Angesichts der widrigen Rahmenbedingungen ist Marktanalyst Sascha Heiden vom Prognoseinstitut Global Insight skeptisch, ob die Baureihe den hohen Absatzzuwachs erreichen kann, der unter normalen Bedingungen bei der Markteinführung eines neuen Fahrzeugs üblich ist. „Wir erwarten aber, dass das neue Modell gegenüber den älteren Wettbewerbern Audi A6 und BMW Fünfer Marktanteile gewinnt“, so Heiden. Die Ingolstädter und die Münchner hatten durch aggressive Angebote vor allem bei Dienstfahrzeugen die einst führende E-Klasse zurückgedrängt. So lag die E-Klasse im Jahr 2007 in Westeuropa mit einem Marktanteil von knapp 21 Prozent hinter dem Fünfer (21,8 Prozent) und dem A6, der auf 25 Prozent kam.
Zu den wichtigsten Zielgruppen zählt Maier dementsprechend die Geschäftskunden und auch die Taxiunternehmen. Während die größten Absatzmärkte mit jeweils rund einem Viertel in Deutschland und den USA liegen, gewinnen vor allem die Schwellenländer stark an Bedeutung. „In den etablierten Märkten geht das Segment eher zurück – nicht zuletzt zugunsten von kompakten SUVs und Crossover- Modellen. Dagegen steigt die Nachfrage in Ländern wie Russland und China stark an“, so Autoanalyst Georg Stürzer von Unicredito. Nach Informationen der Automobilwoche will Mercedes deshalb eine chauffeurgeeignete Langversion mit Einzelsitzen im Fond auf den Markt bringen und damit Audi in China angreifen.