München. Der Anteil von Frauen in Führungsetagen steigt – aber nur langsam. Zwar verfolgen die Unternehmen freiwillige Ziele, um mehr weibliche Spitzenkräfte zu befördern, aber in Zahlen lässt sich noch kein großer Erfolg verbuchen. Zu diesem Ergebnis kommt der Statusbericht "Frauen in Führungspositionen“ des Bundesfamilienministeriums. Ihm zufolge arbeiteten 2011 in 25 der 30 DAX-Unternehmen zwar mehr Frauen in der Führungsebene als noch 2010. Doch von dem selbst gesteckten Ziel – den Frauenanteil in Führungspositionen bis 2020 auf bis zu 35 Prozent zu erhöhen – sind alle 30 Konzerne noch ziemlich weit entfernt.
So erreichte BMW 2011 einen Anteil von weltweit 11,8 Prozent, Daimler von 13 Prozent. Wilfried Porth, Personalvorstand der Stuttgarter, strebt bis 2020 einen Frauenanteil in Top-Positionen von 20 Prozent an. Um dieses Ziel zu erreichen, "muss die Frauenquote bei den Beförderungen rein rechnerisch jedes Jahr 35 Prozent betragen“, sagt Porth. In diesem Jahr treiben die Unternehmen der Autoindustrie die Frauenförderung verstärkt voran. So schneiderte BMW für den früheren Personalvorstand Harald Krüger eigens ein neues Ressort, um für dessen Nachfolgerin Milagros Caina-Andree Platz zu schaffen. Der Volkswagen-Konzern besetzte im Zuge eines riesigen Personalumbaus im Management drei Chefposten mit Frauen, allerdings nur in der zweiten Ebene, in den Markenvorständen: Ab September sitzt Andrea Fuder als Einkaufschefin beim Lkw-Hersteller Scania, Ariane Reinhart wird Personalchefin von Bentley, Elke Eller übernimmt dieselbe Position bei VW Nutzfahrzeuge. Während bei Daimler und Opel mit Christine Hohmann-Dennhardt und Susanna Webber bereits Frauen im Vorstand sind, ist die Führungsriege bei Audi und Ford Deutschland komplett männlich.Eine Frauenquote lehnt die Autoindustrie geschlossen ab. "Sie wäre nicht gerecht“, meint Esther Loidl, Personalchefin von Brose (siehe Interview). Kanzlerin Angela Merkel möchte ebenfalls mehr Frauen in Führungspositionen sehen, spricht sich aber gegen eine gesetzliche Frauenquote – wie von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen gefordert – aus. Merkel unterstützt Familienministerin Kristina Schröder, die eine Flexi-Quote, basierend auf freiwilligen Zielen, favorisiert.Erfolgsfaktor Frau
Die deutsche Autoindustrie wirbt verstärkt um Managerinnen. Sie fördert weibliche Nachwuchskräfte nicht nur, um der drohenden Frauenquote zu entsprechen. Die Branche braucht auch dringend mehr Ingenieurinnen. Laut einem Bericht des Familienministeriums arbeiteten 2011 zwar mehr Frauen in Führungspositionen als noch 2010 – doch der Anstieg erfolgte nur sehr langsam.
Branche bekommt Ingenieurmangel deutlicher zu spüren
Doch Frauen werden von den Firmen mittlerweile nicht nur angeheuert, um der drohenden Quote zu entsprechen. Sie werden verstärkt gesucht und gezielt gefördert, weil die Branche den Ingenieurmangel immer deutlicher zu spüren bekommt.
"Unsere Unternehmen haben ein elementares Interesse daran, mehr Frauen für die Automobilindustrie zu gewinnen“, sagt Matthias Wissmann, Chef des Verbands der Autoindustrie (VDA). Er gibt aber zu bedenken, "dass sich leider nach wie vor viel zu wenig Frauen für ein Studium in den Bereichen Maschinenbau, Ingenieurwesen oder Elektrotechnik entscheiden“. Wissmann fordert daher, dass an den Hochschulen "die Weichen neu gestellt werden“. Frauen mit naturwissenschaftlich-technischen Interessen müssten aktiver gefördert werden.Um den weiblichen Nachwuchs vermehrt für Ingenieurberufe zu gewinnen, setzen viele Unternehmen noch früher an. So führt der Zulieferer Brose in seinen Betreuungsstätten Kinder spielerisch an technische und naturwissenschaftliche Themen heran. Der VDA-Chef wünscht sich solche Bildungsmaßnahmen auch in Kindergärten und Schulen: "Mädchen, die Talent für Mathematik, Physik, Chemie zeigen, sollten unterstützt werden. Oft ist es aber leider immer noch so, dass man einer mathematisch begabten Gymnasiastin den technischen Weg seltener zutraut als einem weniger begabten Jungen.“