Continental-Chef Elmar Degenhart hat in den vergangenen Wochen einen kräftigen Wellengang erlebt. So hatte er Ende Juli noch den größten Umbau der Konzerngeschichte verkünden können, musste aber vier Wochen später nach der zweiten Gewinnwarnung des Jahres den größten Kurseinbruch hinnehmen, seitdem er im August 2009 den Vorstandsvorsitz übernommen hatte.
Zum einen hat der 59 Jahre alte Topmanager mit branchenweiten Herausforderungen wie den neuen Verbrauchstests nach dem WLTP-Standard oder den Folgen des Handelsstreits zwischen den USA und China zu kämpfen. Zum anderen drücken interne Probleme: Die Kosten sind gestiegen, die Umsatzprognosen werden gesenkt. Hinzu kommen Gewährleistungsfälle, die noch aus der Zeit der Siemens-VDO-Übernahme herrühren. (Lesen Sie auch: Conti-Vorstand schreibt Brandbrief: "Geschäftliche Situation sehr ernst")
Nun gilt es für Degenhart, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. (Lesen Sie dazu: Morgan Stanley: Continental hat 2019 hohes Kurspotenzial) So muss er die Sparte Antriebstechnik für einen 2019 geplanten Teilbörsengang fit machen. Der Bereich hatte sich schlechter entwickelt als erwartet.
Aber Degenhart, dem die Rolle des Selbstdarstellers nicht liegt, wird in der Branche viel Vertrauen entgegengebracht. Der Manager, von Weggefährten für sein methodisches Vorgehen geschätzt, hat gezeigt, dass er einen Großkonzern lenken kann. Nach dem Einstieg von Schaeffler bei Conti vor zehn Jahren hatte er wieder für Ruhe gesorgt und Conti zu einem Börsenliebling entwickelt.Ein Coup könnte dem promovierten Raumfahrttechniker gelingen, wenn er den Einstieg in das Geschäft mit Batteriezellen schaffen sollte. Degenhart denkt intensiv darüber nach und ist auf Partnersuche, um einen Mitstreiter für die Entwicklung von Feststoffzellen zu finden. Wettbewerber Bosch hat seine Pläne zur Zellproduktion jedenfalls beerdigt.
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