Nun, das Verhältnis zwischen diesen beiden Extremen liegt etwa bei eins zu zwei. Manche Hersteller müssen am Ende der Linie nur fünf Prozent der Fahrzeuge noch einmal in die Hand nehmen, um etwas zu verbessern. Andere dagegen haben massive Probleme damit, ihre neuen Autos wirklich bereit für den Verkauf zu bekommen.
"Die Kapazität in China wird zu einer Herausforderung"
Japanische Montagewerke arbeiten allgemein auf einem sehr hohen Produktivitätsniveau, das gilt nicht nur für die Automobilbranche. Diese Beobachtung machen wir nicht nur in Japan selbst, sondern auch in anderen Ländern, wo wir von Japanern betriebene Werke besuchen. Allerdings ist der Abstand zu den meisten übrigen Autoherstellern in den vergangenen Jahren deutlich kleiner geworden.
Das wird eher eine Schritt-für-Schritt-Entwicklung sein. Wir erleben jedes Jahr inkrementielle Verbesserungen.
Nicht unbedingt. Wir haben eine Menge Werke gesehen und können deshalb mit einer gewissen Berechtigung sagen, dass nicht zwingend diejenigen die besten sind, deren Automatisierungsgrad am höchsten ist. Es kommt auf die richtige Balance zwischen Automatisierung und menschlicher Arbeit an. Und diese Balance kann schwanken, je nach Arbeitskosten, Flexibilität der Mitarbeiterschaft, aber auch die Energiekosten und viele andere Standortaspekte spielen da hinein.
Natürlich haben wir jede Menge Kooperationen in letzter Zeit, schauen Sie auf Mercedes, Chrysler, Peugeot und viele andere. Denn Kooperationen sind ein sehr gutes Mittel, um Synergien zu heben, vor allem dort, wo ein hoher Kapitaleinsatz nötig ist wie etwa bei der Motoren- und Getriebefertigung. Aber es gibt Grenzen für Kooperationen. Der Kunde möchte Differenzierung zwischen den Marken. Für Teile, die nicht identifizierbar sind, ist das kein Problem. Aber bei Teilen und Komponenten, die die DNA einer Marke ausmachen, sollten sie diese Teile besser selber produzieren.
Sie haben ihren berechtigten Platz in der Branche und das aus gutem Grund. Aber sie haben einige ihrer früheren Vorteile eingebüßt. Ein großer Pluspunkt für die Auftragsfertiger bestand darin, sehr flexibel zu sein. Doch die Autohersteller haben hier stark aufgeholt. In Japan habe ich jüngst ein Werk gesehen, in dem auf einer Linie bis zu neun verschiedene Modelle gebaut werden können. Früher waren dazu neun Linien notwendig.
Derzeit ist das noch keine Bedrohung. Der chinesische Markt nimmt im Wesentlichen die gesamte inländische Produktion auf. Aber wenn irgendwann der chinesische Markt gesättigt sein sollte, werden die Hersteller in China mehr und mehr versuchen, Fahrzeuge und Komponenten zu exportieren. Dann wird die Kapazität in China nach und nach zu einer Herausforderung für die traditionellen Standorte.
Wenn man immer größer und größer wird, fügt man immer mehr Komplexität zur Produktion hinzu. Wenn ich mir Volvo oder Mazda anschaue, bin ich nicht beunruhigt. Beide haben sehr flexible Produktionssysteme entwickelt. Volvo hat einen starken finanziellen Rückhalt und Mazda hat wirklich sehr wettbewerbsfähige Werke, vor allem wenn es um kleine Stückzahlen geht.
Herr Winterkorn kann besser über die Produktivität der Volkswagen-Werke urteilen als ich. Sicher war Volkswagen bislang nicht die Nummer eins in der Autobranche im Bereich Produktivität. Aber das Unternehmen hat auch in diesem Punkt beträchtliche Fortschritte gemacht.