Stuttgart. In den Kassen von BMW, Daimler und Volkswagen stapeln sich aktuell über 34 Milliarden Euro - und ein Ende des Geldsegens ist nicht abzusehen. Allein in diesem und im kommenden Jahr werden die Unternehmen zusammen noch einmal mehr als 26,5 Milliarden Euro an frei verwendbaren Barmitteln einnehmen, schätzt Autoanalyst Georg Stürzer von der Münchner UniCredit in einem exklusiven Vergleich für die Automobilwoche.
"Damit sind die deutschen Hersteller sehr gut für den immer härter werdenden Wettbewerb gerüstet und können gleichzeitig höhere Dividenden an die Aktionäre ausschütten", sagt Stürzer. Auch können die Autobauer problemlos höhere Investitionen für umweltfreundliche Antriebe leisten, sollte dies nötig werden. Sogar große Zukäufe sind mit den üppig gefüllten Kriegskassen möglich.
Die Bar-Reserven generiert ein Unternehmen aus dem sogenannten Free Cashflow. Er zeigt, ob ein Autohersteller noch Liquidität übrig hat, nachdem alle Investitionen sowie die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung bezahlt sind. Daher gilt diese Größe weit mehr als der ausgewiesene Gewinn als Indikator für den Zustand eines Unternehmens.
Daran gemessen sind die deutschen Autobauer kerngesund. Möglich werden die hohen Zuflüsse, weil mittlerweile alle drei Hersteller hoch effizient investieren und produzieren. "Sie haben nicht zuletzt auf Druck des Kapitalmarkts ihre Hausaufgaben gemacht", so Analyst Stürzer. Mit Abstand am meisten Cash wird wohl die neue Daimler AG verdienen. In diesem Jahr dürften die Stuttgarter 7,1 Milliarden und 2008 sogar 8,9 Milliarden Euro generieren. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Trennung von Chrysler, weil damit milliardenschwere Gesundheits- und Pensionslasten abgeladen wurden.
Auch im VW-Konzern zahlt sich der Sanierungskurs und das Ende der verschwenderischen Investitionen aus: Die Wolfsburger dürften mit einem Geldstrom von 4,3 Milliarden (2007) beziehungsweise 2,7 Milliarden Euro (2008) an zweiter Stelle liegen. Dann folgt die BMW-Gruppe, die seit Jahren einen Free Cashflow zwischen einer und zwei Milliarden erzielt.
Allerdings birgt der neue Reichtum auch Gefahren. So ist Daimler nicht vor einer feindlichen Übernahme durch einen Großaktionär geschützt. Um Hedgefonds, die gerne in die mit 13,7 Milliarden Euro prall gefüllte Schatulle greifen würden, abzuwehren, haben die Stuttgarter bereits einen Aktienrückkauf über 7,5 Milliarden Euro beschlossen. Weitere Mittel dürften für eine höhere Dividende ausgegeben werden.