Der Autohandel in Deutschland will sein Geschäft nicht kampflos neuen Wettbewerbern überlassen. „Wir müssen die Angriffsfläche für Drittanbieter so weit wie möglich einschränken“, sagte Volvos Deutschland-Chef Thomas Bauch beim Tag der Automobilwirtschaft des IFA-Instituts in Nürtingen. „Dass Carglass heute einen Großteil der Scheiben repariert, hätte nie passieren dürfen.“ Alle Geschäfte rund um einen Volvo sollten Bauch zufolge innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette erfolgen.
Tatsächlich aber drängen immer wieder neue Spieler auf den Markt. IFA-Chef Willi Diez verweist auf das Beispiel der Plattform wirkaufendeinauto.de. Sie sei vor wenigen Jahren gestartet und das Unternehmen werde inzwischen mit 2,5 Milliarden Euro bewertet – höher als die größten deutschen Autohändler. Prinzip der Start-ups ist es, sich aus der Wertschöpfungskette einen Vorgang wie den Autoverkauf herauszugreifen und diesen über ein Online-Angebot systematisch zu vereinfachen.
Doch es formiert sich Gegenwehr. Thomas Zahn, Deutschland-Vertriebschef von VW, will eine gemeinsame Datenbasis mit dem Handel aufbauen und die analoge und digitale Welt zu einem Kundenerlebnis verschmelzen. VW setzt dabei auf ein eigenes Ökosystem mit dem Namen „Volkswagen We“, das auch Kunden anderer Marken offensteht. Dafür müssten rund 30.000 Mitarbeiter im Handel geschult werden. „Eine Herkulesaufgabe“, sagt Zahn. „Aber wer hier nicht mitmacht, bedroht seine Existenz.“Während der Verkauf eines Autos in Zukunft teilweise online erfolgen könne, blieben Beratung, Probefahrten und Service nach wie vor im Handel angesiedelt.
Volvo experimentiert dabei mit einem neuen Konzept. Das „Volvo Forum“, ein mittels Lkw transportiertes mobiles Markenhaus, soll Messeauftritte in Zukunft ersetzen. Darüber seien bereits acht Millionen Kundenkontakte geknüpft worden, so Bauch.
Der Deutschland-Chef der schwedischen Premiummarke plädiert auch dafür, die Arbeit in der Werkstatt wieder attraktiv zu machen. Dies könne geschehen, indem man den Mitarbeitern komplexere Sachverhalte übertrage, sie etwa den kompletten Service abwickeln lasse, statt nur die eigentliche Reparatur. „Ein 18-Jähriger muss heute ohne Probleme sagen können, dass er in einer Werkstatt arbeitet“, forderte Bauch.Lesen Sie auch:
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