Karlsruhe. Schon bei ihrer Gründung wurde die Universität Karlsruhe an der weltweiten Spitze von Forschung und Lehre gemessen. Großherzog Ludwig I. von Baden nahm sich die Pariser Elite-Akademie École Polytechnique zum Vorbild, als er 1825 die Technische Hochschule eröffnete. Auch heute liegt die Messlatte hoch: Im vergangenen Jahr haben die Karlsruher ihre Universität mit dem Forschungszentrum verknüpft und daraus ihr KIT, das Karlsruher Institut für Technologie gemacht. Damit wollen sie nun dem MIT, dem Massachusetts Institute of Technology Konkurrenz machen.
Seit dem vergangenen Jahr dürfen sich die Karlsruher auch offiziell als "Elite-Universität" bezeichnen. Der im Rahmen der Exzellenz-Initiative von Bundesregierung und Ländern verliehene Titel steigert nicht nur die Reputation der Hochschule, sondern verbessert auch die finanzielle Ausstattung: "In den nächsten fünf Jahren fließen Fördermittel in Höhe von rund 96 Millionen Euro", sagt Professor Horst Hippler, Rektor der Universität.
Dieser Geldsegen kommt für Professor Frank Gauterin zum idealen Zeitpunkt, denn er plant eine Ausweitung seines Instituts für Fahrzeugtechnik: "Die Zahl der Mitarbeiter soll im Laufe der kommenden drei Jahre von derzeit sieben auf etwa 14 anwachsen", sagt Gauterin, der bis Oktober vergangenen Jahres das Akustikzentrum bei Continental leitete. "Ich war bei Continental alles andere als unzufrieden", sagt Gauterin. Aber wegen der Aussicht, an der Universität Karlsruhe freier und eigenständiger arbeiten zu können, hat er sich für die Hochschule entschieden.
Eines der ersten Projekte des neuen Institutsleiters ist ein Workshop mit sechs Studenten. Die Teilnehmer haben dabei ein Semester lang Zeit, um für Gauterins früheren Arbeitgeber das Konzept einer Reifenprüfanlage zu erarbeiten. "Das Schöne daran ist, dass wir dabei nicht für den Papierkorb arbeiten, denn Continental will unser Konzept später auch umsetzen", sagt Eva-Aster de Gier. Die 23-Jährige verbessert im Workshop unter praxisnahen Bedingungen ihre Fähigkeit zur Teamarbeit. Seit neun Semestern studiert sie an der Karlsruher Universität, in etwa einem Jahr wird sie ihren Abschluss als Wirtschaftsingenieurin machen. "In den Wirtschaftskursen habe ich zwar schon bei einigen Planspielen mitgemacht, aber damit kann man die Arbeit im Workshop nicht vergleichen. Das ist einfach realistischer", sagt Studentin de Gier.
Dafür ist sie bereit, viel Zeit und Energie zu investieren. Eigentlich sieht der Workshop ein Arbeitstreffen pro Woche vor, aber de Gier und ihre Kollegen haben sich einen zusätzlichen Tag im Stundenplan eingetragen, um das Arbeitspensum zu schaffen. Gauterin ist von diesem Engagement beeindruckt: "Als wir beim ersten Treffen gemeinsam den Ablaufplan ausgearbeitet haben, wurde von acht bis 18 Uhr durchgearbeitet. Sogar auf die Mensa haben die Studenten verzichtet."
Gauterin bildet an seinem Institut neben Wirtschaftsingenieuren auch Maschinenbauer, Informatiker und Mathematiker aus. Der Berufseinstieg für die Karlsruher Absolventen geht schnell. "Die Suche nach der ersten Anstellung dauert selten länger als drei Monate", sagt Gauterin. Die Elite ist auch dabei oft der Maßstab. Denn viele von Gauterins Studenten orientieren sich an Karlsruher Absolventen wie Bosch-Chef Franz Fehrenbach und DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche.