Saltillo. Ausgetrocknet, dornig und staubig – so präsentiert sich die mexikanische Wüste um das Provinzstädtchen Saltillo, wo Daimler gerade ein neues Lkw-Werk für die US-Marke Freightliner eröffnet hat. Ähnlich lässt sich auch der US-Markt für mittelschwere und schwere Trucks beschreiben. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2006 ist die Produktion von Daimler auf jetzt ein Drittel zurückgegangen. Die Aussichten auf eine schnelle Wende hat Freightliner- Chef Chris Patterson begraben: „Wir wissen, dass wir in den nächsten drei bis vier Jahren die Marktvolumen aus 2005 und 2006 nicht wieder erreichen werden – möglicherweise nicht einmal bis Mitte der nächsten Dekade.“ Auch Lkw-Vorstand Andreas Renschler räumt ein, dass die zusätzliche Kapazität in Mexiko, wo in zwei Schichten jährlich 30.000 Schwerlaster der Baureihe Cascadia, hauptsächlich für den Export in die USA, vom Band laufen sollten, zu optimistisch geplant war.
Deshalb hat der Manager aus der Not heraus die Gelegenheit ergriffen, das inzwischen Verluste schreibende US-Geschäft neu zu ordnen. Dabei werden mit der Schließung von zwei Werken in Kanada und den USA einerseits Kapazitäten abgebaut und andererseits Produktionsumfänge nach Mexiko verlagert, wo in Saltillo und einem bereits bestehenden Werk in Santiago dann die Hälfte aller Freightliner-Lkw gefertigt werden. In den USA verbleiben die Fabriken Cleveland und Mount Holly. Die Neustrukturierung, die einen Abbau von 3500 US-Jobs nach sich zieht und 600 Millionen Dollar kostet, soll das Ergebnis der Lkw-Sparte von Daimler ab 2011 um 900 Millionen Dollar verbessern.
Im vergangenen Jahr ging der operative Gewinn der Sparte um 24 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück – hauptsächlich wegen Freightliner. Der Absatz der US-Tochter sank um zwölf Prozent auf 104.300 Einheiten. „Mit dem neuen Werk in Saltillo verbessert Daimler seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem amerikanischen Kontinent nachhaltig“, so Renschler. Dabei spielen natürlich deutlich geringere Lohnkosten eine Rolle: Diese liegen in Mexiko unter zehn Dollar pro Stunde. Allerdings ist das nur ein Teil der Einsparungen, die auch durch eine insgesamt effizientere Fertigung und neue Produktionsstrukturen erzielt werden sollen.