Stuttgart. Daimler kämpft derzeit mit rapide schrumpfenden Bargeld-Reserven: Da kurzfristig keine Aussicht auf eine schnelle Wende besteht, hat Konzernchef Dieter Zetsche einen strikten Sparkurs vorgegeben. Sein Ziel: Das Liquiditätspolster, das gegenüber dem Vorjahr von netto fast 13 Milliarden Euro auf nun knapp über 3,1 Milliarden Euro abschmolz, soll geschont und so ein schmerzhafter Substanzverlust vermieden werden (Automobilwoche 4/2009). Trotz dieser auf den ersten Blick schockierenden Zahlen steht der Stuttgarter Autohersteller im Vergleich mit Wettbewerbern deutlich besser da: Wo andere riesige Verluste auswiesen, hat der Konzern 2008 operativ 2,7 Milliarden und netto 1,4 Milliarden Euro Gewinn erzielt. Obwohl allein der knapp 20-prozentige Chrysler-Anteil 3,2 Milliarden Euro an Gewinn gekostet hat.
Für das erste Quartal hat Zetsche einen deutlichen operativen Verlust in Aussicht gestellt. Eine große Cashflow-Entlastung will Daimler bis zur Jahresmitte erreichen: Bis dann soll der Fahrzeugbestand auf ein normales Maß zurückgefahren sein. Damit würde ein Großteil des gebundenen Kapitals von rund 3,8 Milliarden Euro freigesetzt. Insgesamt sieht Zetsche im Jahr 2009 sogar ein zusätzliches Sparpotenzial von effektiv mehreren Milliarden Euro. Dabei profitiert der Konzern von der bereits vor Jahren eingeleiteten Verschlankung, die nun nach hohen Vorleistungen gerade rechtzeitig Früchte trägt. Beispiel: Der Abbau von 6000 Jobs in der Verwaltung kostete Daimler fast 900 Millionen Euro. In diesem Jahr führt dies aber zum ersten Mal zu einer Einsparung von 1,2 Milliarden Euro.
Ähnlich sieht es bei Mercedes aus. Dort hält sich Zetsche mit konkreten Aussagen zurück. Allerdings geben früher formulierte Ziele eine Vorstellung von dem gewaltigen Potenzial: Nach Abschluss des CORE-Programms, das allein die Kostenbasis gegenüber 2004 bereits um 6,1 Milliarden Euro verbessert hat, sollen nun beim Material bis 2010 nochmals rund 750 Millionen Euro dazukommen. Der Modulbaukasten soll bis 2014 die Materialkosten um weitere 2,2 Milliarden Euro reduzieren. Außerdem erzielte Mercedes seit 2005 einen Produktivitätsfortschritt von mehr als 30 Prozent, die Garantiekosten sanken um 50 Prozent. Zusätzlich zu diesen bereits laufenden Programmen sollen in allen Sparten weitere Effizienzpotenziale gehoben werden.