Stuttgart. Nach einem desaströsen Jahr in Europa plant die Chrysler Group zusammen mit der Fiat-Marke Lancia nun das Comeback. „Das vergangene Jahr war sehr schwierig für uns. Nun kommen wir mit den richtigen Produkten, sodass wir 2011 viel besser abschneiden werden“, kündigte Mike Manley, der bei Chrysler für den internationalen Vertrieb verantwortlich ist, im Gespräch mit der Automobilwoche an. Außerhalb des Heimatmarkts, wo der US-Hersteller 2010 rund 150.000 Einheiten verkauft hat, plant Manley mit einem Absatzplus zwischen 15 und 20 Prozent. Ähnlich hohe Erwartungen hat er in Europa.
Dort war der Absatz der drei Marken Chrysler, Dodge und Jeep im vergangenen Jahr um fast 26 Prozent auf nur noch 33.802 Fahrzeuge eingebrochen. In Deutschland hat Chrysler gerade einmal 6363 Pkw, Minivans und SUVs verkauft. Kaum besser ging es der Marke Lancia von Allianzpartner Fiat: Das Verkaufsvolumen fiel um 18 Prozent auf 98.824 Einheiten, davon 1463 in Deutschland. Während Chrysler von den europäischen Incentives nicht profitieren konnte, sorgte die Verschmelzung der Marken Chrysler und Lancia sowie die Zusammenlegung der Händlernetze unter dem Stichwort „New Lancia“ für Verwerfungen.
Die Neuausrichtung soll zur Jahresmitte abgeschlossen sein. Ein richtungsweisendes Fahrzeug wird die Limousine 300 von Chrysler sein, die für eine Milliarde Dollar überarbeitet wurde und im September in Europa erstmals als Lancia auf den Markt kommt. Später folgt das Crossover Grand Voyager – ebenfalls aus US-Produktion. Verkaufsrenner der „New- Lancia“-Händler soll der Kleinwagen Ypsilon werden, der im Mai gelauncht wird. In einem vollen Jahr verspricht sich Fiat allein von diesem Fahrzeug ein Volumen von 100.000 Einheiten. Während die Marke Dodge vom Markt praktisch verschwindet, soll Jeep stark ausgebaut werden.
„Wir wollen in Europa kein Nischenanbieter sein und mit einem gestärkten Produktportfolio das Potenzial der Marke viel stärker ausnutzen“, so Manley. Vor allem der überarbeitete Compass und die Dieselversion des Grand Cherokee, die im April/Mai nach Europa kommen, sollen der Marke Auftrieb geben. Auch für die „New- Lancia“-Händler ist Jeep von großer Bedeutung: Sie sollen mit dem Vertrieb der Marke eine weitere, attraktive Ertragssäule erhalten. Noch offen ist laut Manley, ob der Chrysler 200 – ehemals Sebring – als Business-Limousine auf den europäischen Markt kommen wird: „Ich denke, dass es einen Markt für dieses Fahrzeug gibt, obwohl das Segment sehr hart umkämpft ist.“ Die Entscheidung müsse sehr schnell fallen, da die Marktzulassung rund zehn Monate in Anspruch nimmt. Insgesamt sieht der Manager die Chrysler Group vor einem herausfordernden Jahr: „Wir müssen nicht nur viele neue Produkte auf den Markt bringen, sondern auch den geplanten Börsengang erfolgreich hinter uns bringen.“