Stuttgart/Detroit. Im Werben um weitere Milliarden an Staatshilfen hat der stark insolvenzgefährdete US-Hersteller Chrysler einen Sanierungsplan vorgelegt, der Daimler teuer zu stehen kommen könnte. Chrysler verlangt darin nicht nur Zugeständnisse der US-Gewerkschaften, Lieferanten und Händler, sondern auch der Kreditgeber: So sollen nachrangige Kredite zu 100 Prozent in Eigenkapital umgewandelt werden. Weil die Stuttgarter Chrysler die Trennung mit einem solchen Kredit über 1,5 Milliarden Dollar versüßt haben, würde damit der Restanteil von Daimler an dem US-Unternehmen wieder ansteigen.
Bereits jetzt erweist sich die knapp 20-prozentige Beteiligung als Fass ohne Boden, denn Daimler muss den entsprechenden Verlustanteil in der eigenen Bilanz verbuchen. Im vergangenen Jahr wurde der Gewinn dadurch um 1,39 Milliarden Euro gedrückt. Daimler wartet ab Allerdings rechnet Finanzvorstand Bodo Uebber ohnehin nicht mehr mit der Rückzahlung der Chrysler-Schulden. Er hat den Kredit sowie weitere Vermögenswerte abgeschrieben, was zu einer weiteren Gewinnbelastung von 1,838 Milliarden Euro führte. Der Buchwert für den Chrysler-Anteil notiert ebenfalls schon bei null. „Chrysler hat uns über die vorgesehene Umwandlung informiert, bisher aber nicht konkret gesagt, wie das umgesetzt werden soll“, bestätigte ein Daimler-Sprecher der Automobilwoche auf Nachfrage.
Möglicherweise wird der Kredit Teil eines Gesamtpakets, das Daimler mit dem neuen Mehrheitseigentümer Cerberus gerade schnürt. Die US-Investoren wollen die restlichen Anteile übernehmen, dafür aber weitere Milliarden Euro bekommen, was die Stuttgarter rundweg ablehnen. Für Chrysler wiederum sind die Zugeständnisse überlebenswichtig, denn nur dann besteht die Chance, weitere Kredite zu bekommen, und nur dann ist Fiat bereit, als Kooperationspartner mit 35 Prozent einzusteigen.