Stuttgart. Die bereits mehrfach totgesagte Brennstoffzelle steht am Scheideweg: Gelingt es endlich, Investoren für den Aufbau eines flächendeckenden Tankstellennetzes in Deutschland zu finden, erhält der Antrieb mittelfristig eine neue Chance. Falls nicht, dürfte sich sein Durchbruch um Jahrzehnte verzögern. In welche Richtung es geht, wird stark von der branchenübergreifenden Initiative „H2 Mobility“ abhängen, deren Zugpferde Daimler und der Wasserstoffproduzent Linde sind. „Die Mitglieder wollen bis Jahresende die wirtschaftlichen Perspektiven eines Tankstellennetzes erarbeiten und klären, wer sich am Aufbau beteiligen könnte“, sagte Klaus Bonhoff, Geschäftsführungssprecher der NOW GmbH, im Gespräch mit der Automobilwoche.
Die „Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ (NOW) ist eine Fördergesellschaft des Bundes und ebenfalls Mitglied von „H2 Mobility“. Eine mögliche Lösung könnte laut Bonhoff die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens durch die Partner sein. An der Diskussion beteiligt sind auch mehrere Autohersteller, die sich auf Betreiben von Daimler im Jahr 2009 zur Entwicklung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen bekannt haben. Auffällig ist dabei allerdings, dass sich die deutschen Konkurrenten stark zurückhalten, während Toyota, Honda, GM/ Opel und auch Hyundai 2015 mit der Serienfertigung beginnen wollen.
Daimler hat die Markteinführung der B-Klasse F-Cell sogar schon für 2014 angekündigt. Dagegen will sich beispielsweise Volkswagen nach eigener Auskunft zunächst auf die Elektrifizierung des städtischen Verkehrs mit batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen konzentrieren. Die Umsetzung einer CO2-neutralen Langstreckenmobilität mit wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen wollen die Wolfsburger „deutlich später“ in Angriff nehmen. Auch die Strom-Lobby, die gerne den überschüssigen Nachtstrom für Elektroautos verwenden würde und von neuen Einnahmemöglichkeiten träumt, tritt eher als Bremser auf.