Stuttgart. Autohersteller und Zulieferer werden künftig verstärkt fremde Hochleistungscomputer für die immer aufwendigeren Simulationen nutzen müssen. "Um Entwicklungszeiten und Kosten zu senken, brauchen wir mehr und bessere Simulationen. Weil das mit enormen Kosten verbunden ist, dürften die Hersteller dies kaum aus eigener Kraft stemmen können“, sagt Erich Schelkle, der in der Entwicklungsabteilung von Porsche arbeitet und gleichzeitig Geschäftsführer des Automotive Simulation Center Stuttgart (ASCS) ist. Das Anfang des Jahres 2008 gegründete ASCS ist eine Plattform, auf der Autohersteller wie Daimler, Opel und Porsche mit Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Softwareherstellern ihre Kompetenzen bei der Simulation in der Fahrzeugentwicklung bündeln. Dabei nutzen sie die Superrechner des Höchstleistungsrechenzentrums Stuttgart HRLS an der Universität Stuttgart. Bundesweit gibt es nur noch in München und Jülich Rechenzentren mit gleicher Leistung.
Um das sogenannte High Performance Computing (HPC) auch für die Industrie nutzbar zu machen, wurde das Public Private Partnership HWW gegründet. An dem Joint Venture hält T-Systems mit 40 Prozent den größten Anteil. Weitere Partner sind unter anderem die Uni Stuttgart, das Land Baden-Württemberg und Porsche. "Wir wollen den Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem sie Rechner nutzen können, die es sonst nur im öffentlichen Bereich gibt. Und das, ohne eigene Ressourcen aufbauen zu müssen“, sagt Alfred Geiger, Leiter Wissenschafts- und Innovationslösungen im Bereich HPC bei T-Systems. Die Abrechnung der Dienstleistung erfolgt nach der Nutzungsdauer.
Einig sind sich beide Experten, dass es künftig vor allem darauf ankommen wird, die Simulationsmodelle selbst zu verbessern. Dazu sollen einerseits die Erkenntnisse aus der numerischen Grundlagenforschung einfließen und andererseits konkrete Projekte aus der Praxis beitragen. Laut Schelkle dauert es derzeit noch zwei bis fünf Jahre, bis Korrekturen in neue Simulationen einfließen: "Das ist viel zu lang.“ Auch die Zahl der Simulationen muss seiner Ansicht nach deutlich zulegen. Eine große Herausforderung ist zum Beispiel ein sogenanntes multiphysisches Simulationsmodell – etwa wenn untersucht wird, wie sich der Tank mit Kraftstoff bei einem Crash verhält. "Schon heute werden viele Untersuchungen gar nicht mehr in der Praxis mit einem Prototyp gemacht. In Zukunft wird man sich immer mehr auf die Simulation verlassen“, so Schelkle. Zurzeit versucht er, alle deutschen Hersteller für das Simulationszentrum zu gewinnen: "Wir müssen die Kräfte bündeln, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.“