Stuttgart. Der Autozulieferer Robert Bosch hat im Wachstumsmarkt Fahrerassistenzsysteme ambitionierte Ziele und setzt dabei auf eine Doppelstrategie: Während aufwendige Komfortfunktionen wegen hoher Preise zunächst der automobilen Oberklasse vorbehalten sind, wollen die Stuttgarter gerade bei Sicherheitssystemen für eine möglichst schnelle und breite Anwendung sorgen. "Es ist unser Anspruch, Sicherheitsfunktionen bezahlbar zu machen und damit schnell in die Breite zu bringen", sagt Werner Struth, Leiter des Geschäftsbereichs Chassis Systems Control.
Ansatzmöglichkeiten dafür sieht der promovierte Ingenieur vor allem bei fortschrittlichen Fahr- und Sicherheitsfunktionen sowie den zugehörigen Sensoren. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern entwickelt und fertigt Bosch fast alle Sensoren selbst, was dem Zulieferer maßgeblichen Einfluss auf den Innovationsgrad neuer Produkte bietet. Bereits Ende des Jahres soll die Sicherheitsfunktion "Early Pole Crash Detection" serienreif sein. Sie verknüpft verschiedene Steuergeräte miteinander, um in kritischen Fahrsituationen Gurtstraffer und Airbags auf einen möglichen Seitenaufprall vorzubereiten. Für 2009 ist die Einführung eines Systems geplant, das bei einem Unfall einen möglichen zweiten Aufprall vermeiden soll ("Secondary Collision Mitigation"). Im gleichen Jahr soll die automatische Notbremsung ("Predictive Emergency Braking") kommen.
Ein großer Trend ist die Verknüpfung der Signale von Ultraschallsensoren, Videokameras und Radarsensoren. "Dadurch generieren wir mithilfe der Elektronik ein umfassendes Bild von der Umwelt und können es erstmals sogar interpretieren", so Thomas Kropf, der bei Bosch Automotive Electronics die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen verantwortet. Die technischen Fortschritte werden sich auch bei der Weiterentwicklung des Nachtsichtsystems Night Vision bemerkbar machen, das 2005 in der Mercedes-Benz S-Klasse eingeführt wurde. "Im Gegensatz zum aktuellen Stand werden dann mögliche Gefahrenquellen direkt erkannt", kündigt Kropf an. Zu Beginn des nächsten Jahrzehnts will Bosch den bisher im Armaturenbrett integrierten Bildschirm durch ein Head-up-Display ablösen und ein virtuelles, farbiges Bild direkt im Blickfeld des Fahrers entstehen lassen. Dieses sehr aufwendige System wird zunächst teuren Premiummodellen vorbehalten sein.
Mit der Doppelstrategie sind ambitionierte Ziele verbunden. "Wir wollen bei Fahrerassistenzsystemen einen Marktanteil von weltweit mindestens 30 Prozent erreichen", so Struth. Wie sich der Markt entwickelt, hängt seiner Ansicht nach stark von der Gesetzgebung ab. Für dieses Jahr prognostiziert Bosch ein Marktvolumen von 650 Millionen Euro. Bis 2015 könnte es auf bis zu zwei Milliarden Euro zulegen.