München. Die Einführung von Elektroantrieben wird das Gesicht der Autobranche grundlegend wandeln. Autohersteller und Zulieferer arbeiten an neuen Geschäftsmodellen. Aber auch Service und Handel müssen sich auf tief greifende Veränderungen einstellen.
„Die Hersteller müssen schon jetzt überlegen, wie sie ihre Mitarbeiter in der Antriebsentwicklung und im Motorenbau eines Tages beschäftigen wollen", sagte Continental-Technologievorstand Karl-Thomas Neumann der Automobilwoche. Ob sich dieser Überhang mit dem Bau von Elektromotoren kompensieren lässt, bezweifeln Experten. „Auch Zulieferern mechanischer Motorkomponenten und Getriebeherstellern drohen massive Umsatzrückgänge", sagt Unternehmensberater Wolfgang Bernhart von Roland Berger. Die Werkstätten müssten sich auf hohe Investitionen in Qualifikation und Ausrüstung einstellen.
„Die Voraussetzungen für den Elektroantrieb waren noch nie so günstig wie jetzt", sagt Bernhart. Schon 2015 wird es seiner Prognose nach eine signifikante Elektroflotte mit Lithium-Ionen-Batterien in Europa geben, bis 2020 werden ein Fünftel aller Neuwagen elektrisch fahren.
Dass der Durchbruch schneller kommt als noch vor Monaten erwartet, liegt an dem hohen Druck, der durch harte Umweltauflagen in Verbindung mit dem stetig steigenden Ölpreis auf die Autohersteller ausgeübt wird, und am Fortschritt in der Batterie-Technologie. Auch ist der Strombedarf mit den bestehenden Kraftwerkskapazitäten, die nachts kaum genutzt werden, zu decken.
Bei Volkswagen und Daimler werden die Elektro-Pläne deshalb immer konkreter. So will Daimler schon 2010 neben dem Elektro-Smart auch die aktuelle A-Klasse als vollelektrisches Fahrzeug mit Lithium-Ionen-Batterie auf den Markt bringen, wie die Automobilwoche erfuhr. „Dies ist mit der Sandwichbauweise ohne größeren Aufwand möglich", so ein Daimler-Manager.
Daimler, Volkswagen und BMW erwägen nun, die neuen Elektromotoren und Antriebe auch selbst zu bauen. So bewirbt sich das VW-Motorenwerk Kassel bei der Konzernspitze um einen entsprechenden Auftrag. Auch bei BMW ist man sich der Umwälzung bewusst, die Elektroautos mit sich bringen: „Bei uns sind Tausende Mitarbeiter im Motorenbau beschäftigt. Die Frage ist, was die künftig tun werden", so ein BWM-Manager.