Heidenheim. Mit zwei neuen Filialen in München und Hamburg will das Auto-Auktionshaus BCA sein Geschäft in Deutschland um 25 Prozent steigern. Damit wäre der deutsche Ableger der British Car Auctions (BCA) an sieben Standorten vertreten. Das Filialnetz auszuweiten sei nötig, denn die englische Konzernzentrale setzt BCA "unter freundschaftlichen Druck", sagt Marketing-Direktor Peer Günther.
Auktionshaus BCA expandiert
In England versteigert BCA seit 60 Jahren und an mittlerweile 23 Standorten. "Dort auktionieren wir zehn Mal so viel wie in Deutschland", sagt Günther, und fügt hinzu, dass auf dem englischen Markt Gebrauchtwagen deutlich häufiger unter Händlern verkauft würden. In England steht ein Auto durchschnittlich bei vier Händlern auf dem Hof, bevor es der Endkunde kauft. In Deutschland sind es im Schnitt weniger als zwei Händler. BCA Deutschland hat sich dennoch das Ziel gesetzt, die Anzahl der versteigerten Fahrzeuge jährlich um 25 Prozent zu steigern. Die beiden geplanten Auktionshäuser müssen deshalb im Norden und Süden neue Kunden gewinnen. Ende dieses Jahres oder zu Beginn des nächsten Jahres wird in München der erste Auktionshammer fallen. Für die zweite Jahreshälfte 2007 ist die Eröffnung in Hamburg geplant.
Den Privatkunden bleibt der Zutritt zu den Auktionen allerdings verwehrt, nur Autohändler sind zugelassen. "Wir sind so etwas wie die Metro für den Autohandel. Wenn wir Privatkäufer mitsteigern liessen, würden wir das Geschäft unserer Kunden machen", sagt Günther. Damit Autohändler auch längere Anfahrten akzeptieren, versteigert BCA in jeder Auktion zwischen 150 und 350 Fahrzeuge. Meist werden sie zu Themen-Auktionen gebündelt, etwa nur Leasingfahrzeuge oder Auktionen einer einzelnen Marke. Die Händler können dann ein ganzes Paket nach den Wünschen ihrer Kundschaft ersteigern.
BCA veranstaltet sowohl offene Auktionen, bei denen alle Händler willkommen sind, als auch geschlossene, die nur Händler der entsprechenden Marke besuchen können. Somit kann beispielsweise der Hersteller Opel sicherstellen, dass seine Inzahlungnahmen oder Leasingrückläufer nur an Opelhändler versteigert werden. Die Fahrzeuge, die in den Auktionshallen von BCA unter den Hammer kommen, stammen zu 60 Prozent von Herstellern, Mietwagenfirmen oder Leasinganbietern. Die restlichen 40 Prozent sind Fahrzeuge aus Autohäusern. Günther ist klar, dass BCA vom Konkurrenzdenken der Händler profitiert, wenn ein Opel-Händler über BCA einen Fiesta an einen Ford-Händler verkauft, um von ihm einen Corsa zu ersteigern. "Wenn sich die Händler untereinander vertragen würden, könnten wir dieses Geschäft nicht machen", sagt er.
Als BCA 1997 in Berlin die erste Filiale eröffnete, mussten die Händler noch vor Ort ihr Gebot abgeben. Mittlerweile können sie zeitgleich mit den Händlern in der Auktionshalle bieten, obwohl sie in ihrem Büro sitzen. Über das System "Live Online" bekommen sie in Echtzeit Aufnahmen des Fahrzeugs aus der Halle. Wenn sie online ein Gebot abgeben, wird es für die Händler vor Ort auf grossen Monitoren angezeigt. Noch nutzt BCA den Onlinehandel nicht bei allen Auktionen, aber 8500 der etwa 100.000 Verkäufe des vergangenen Jahres wurden bereits mit dem digitalen Hammerschlag besiegelt.