Stuttgart. Angriff ist die beste Verteidigung. Nach dieser Devise hat Mercedes die Aftersales-Organisation verstärkt und neu ausgerichtet. „Wir wollen künftig Umsatz und Gewinn kontinuierlich weiter ausbauen, deshalb müssen wir uns sowohl im Ersatzteilgeschäft als auch bei den Services weiterentwickeln“, sagte Frank Reintjes, Leiter von Mercedes-Benz Global Service & Parts, im Gespräch mit der Automobilwoche. Ansatzpunkte sieht er besonders in einer besseren Vermarktung von Teilen und Dienstleistungen sowie in neuen Geschäftsfeldern wie dem Wiederaufarbeiten von Ersatzteilen (Remanufacturing). Der promovierte Kaufmann steht seit rund eineinhalb Jahren an der Spitze der weltweiten Aftersales-Aktivitäten mit 7600 Mitarbeitern. Damit verantwortet Reintjes für Mercedes- Benz Pkw, Lkw und Transporter sowie für Smart und Maybach die Ersatzteilbelieferung in 200 Märkten und rund 3400 Mercedes- Benz-Werkstätten in Europa.
Konkrete Zahlen zu diesem Geschäft publiziert Daimler nicht. Dennoch lässt der Manager keinen Zweifel daran, dass die Einheit hoch profitabel ist. Damit dürfte die Kapitalrendite (RONA, Return on Net Assets) deutlich über der im Industriegeschäft vorgegebenen Marge von elf Prozent vor Steuern liegen. In Zukunft allerdings wird es für die Autohersteller allgemein erheblich schwieriger werden, sich den angestammten Teil dieses attraktiven Geschäftes zu sichern – das räumt auch Reintjes ein. So versucht der freie Teilehandel, verstärkt Kunden abzuwerben, während die freien Werkstätten vom steigenden Fahrzeugalter profitieren. Dagegenhalten will Mercedes- Benz mit der besseren Vermarktung von Teilen und Dienstleistungen. „Wir haben einen neuen Bereich gegründet, der sich dezidiert mit dem Vertrieb und Marketing von Teilen befasst“, erklärt Reintjes.
Eine ähnliche Abteilung gibt es nun auch im Service. Ziel ist es, je nach Wettbewerbssituation differenziertere Preise zu entwickeln und somit auch Konkurrenten verdrängen zu können. Allein die Umstellung auf eine neue Rabattgruppensystematik bietet im europäischen Geschäft ein zusätzliches Umsatzpotenzial in zweistelliger Millionenhöhe. Wachstum verspricht auch das Online-Bestellsystem WebParts, das freien Werkstätten und Flottenkunden den Kauf von Mercedes- Originalteilen über das Internet erleichtert. Damit haben die Stuttgarter mit rund 300 Händlern im Jahr 2007 weltweit einen Umsatz von circa 80 Millionen Euro erzielt. Große Märkte wie die USA und Asien werden erst noch angeschlossen.