Einiges spricht dafür, dass China seinen ambitionierten Plan umsetzen kann. „China wird die Marktführerschaft schon früher erreichen“, prognostiziert Byton-Chef Carsten Breitfeld sogar. Das Land habe den Vorteil, dass es sehr straff geführt sei. „Wenn man dort überzeugt ist, dass etwas passieren soll, passiert es“, sagte Breitfeld auf der Automobilwoche Konferenz.
Auch Elmar Frickenstein, Leiter autonomes Fahren bei BMW, sagt: „Zweifellos sind die Rahmenbedingungen in China für Unternehmen, die an den Themen arbeiten, gut.“ Der BMW-Manager ist aber zurückhaltender: Es sei zu früh, um eine valide Prognose zu treffen, ob Chinas Vorhaben in der Kürze der Zeit umzusetzen ist.
Noch hinkt China um Jahre hinterher. „Es fehlt bei künstlicher Intelligenz an der Tiefe der Erfahrung. Zwar gibt es viele Experten, doch das Niveau ist eher niedrig“, sagt Jochen Siebert, Inhaber der Beratung JSC Automotive. China ist in der Hightech-Branche erst seit 15 Jahren aktiv. Nur Baidu habe KI-Erfahrung, die Testkilometer im Apollo-Projekt aber bisher in den USA gesammelt. Erst Ende 2017 hatte China das Verbot von Tests mit selbstfahrenden Autos im Straßenverkehr aufgehoben. Seit Februar sind erste pilotierte Fahrzeuge in Guangzhou unterwegs.
Baidu will in drei bis fünf Jahren autonome Autos auf die Straße bringen. Daran hat China-Experte Siebert Zweifel: „Ich sehe nicht, dass Chinas Hersteller schnell über das Level 3 hinauskommen.“
Für die Entwicklung des pilotierten Fahrens sind Tests unter realen Bedingungen ausschlaggebend. Städte, die dafür ausgelegt wurden, sind mit gewachsenen Städten kaum vergleichbar. Wer dort pilotierte Fahrzeuge auf die Straße schickt, kann sie nicht unbedingt in Rom oder Peking fahren lassen. Eine globale Marktführerschaft ergibt sich daraus nicht. Auch für China wird die Entwicklung des autonomen Fahrens kein Selbstläufer.
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