Riesengeschäft oder Fehlspekulation? Die Mehrheitsmeinung ist klar: Automatisiertes Fahren ohne Lidar-Systeme wird nicht möglich sein; Fahrzeuge ab dem sogenannten Level 3 werden ohne derartige Sensoren nicht auskommen, möglicherweise werden sogar mehrere solche Systeme pro Fahrzeug verbaut. Derzeit scheint das allein Tesla anders zu sehen: Von dort heißt es bislang sinngemäß: Mit Radar, Kameras und hochentwickelter Software wird sich die Umfelderkennung deutlich billiger lösen lassen.
Bei Lidar handelt es sich um Art optisches Radar, das mit Laserstrahlen, meist im Infrarotbereich arbeitet. Beim auf Lidar-Systeme spezialisierten Unternehmen Leddartech zitiert man Marktstudien, von Infinium Global Research, die von 2017 bis 2023 ein jährliches Wachstum von 35 Prozent für den automobilen Lidar-Markt vorhersagen und Aussagen von Yole Dévelopment, die Marktvolumina von fünf Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 und 28 Milliarden US-Dollar im Jahr 2032 prognostizieren. An Leddartech beteiligt haben sich unter anderem Osram (25,1 Prozent), Aptiv und Magneti Marelli.
Das Geschäft mit Lidar – ein optisches Radar mit infraroten Laserstrahlen – möchte denn auch kaum ein etablierter Zulieferer verpassen. Aptiv, Autoliv, Bosch, Continental, Infineon, Magna, Osram, Valeo, ZF und andere stecken allein oder mit Partnern viel Energie in die Entwicklung von Lidar-Systemen. Auch Automobilhersteller haben sich bei Lidar-Spezialisten eingekauft.
Als erster Serienauftrag ist das Geschäft von Audi mit Valeo bekanntgeworden. Der französische Zulieferer hat schon seit vielen Jahren an einem Lidar-System gearbeitet, das im A8 verbaut wird, der künftig im Stau autonom fahren kann. Valeo hat nach eigenen Angaben bereits eine „deutlich“ fünfstellige Zahl dieser sogenannten Scala-Systeme produziert. Der Großserienpreis liege derzeit „deutlich unter 1000 Euro“.
Bei dieser ersten Scala-Generation handelt es sich noch um ein System, bei dem die Laserstrahlen von mechanisch bewegten Spiegeln umgelenkt werden. Die Zukunft wird allgemein in sogenannten Solid-State-Systemen gesehen, die zur Steuerung des Laserstrahls mikroelektromechanische Systeme (MEMS) verwenden, was sie kleiner, kostengünstiger und robuster machen soll. Einen Auftrag zur Lieferung solcher Lidar-Systeme haben Magna und das israelische Unternehmen Innoviz jüngst von BMW bekommen. Für das BMW-Modell mit SOP im Jahr 2021 will Magna aus einem Werk in Süddeutschland beginnen liefern.