Gute Aussichten für Glashersteller

Egal ob Windschutzscheibe, Seitenfenster oder Panoramadach – Glas ist seit jeher ein fester Bestandteil von Fahrzeugen. Für die Mobilität der Zukunft allerdings wandelt sich der Einsatz des Materials grundlegend. Denn vor allem für die Elektromobilität und das autonome Fahren wird Glas zum Hightech-Werkstoff, der in ganz neuen Anwendungen genutzt wird.

Zunehmend automatisiert fahrende Autos verfügen über zahlreiche Sensoren, um die Umgebung des Fahrzeugs exakt zu detektieren. Lidar-Sensoren, die mittels Lichtsignalen Entfernungen bestimmen, sind beispielsweise in Notbremsassistenzsystemen verbaut und auf optimale Lichtdurchlässigkeit ihrer Linsen angewiesen.

"Den Sensor ins Fahrzeug zu bringen, ist das eine. Ihn so zu platzieren und einzusetzen, dass er immer sauber bleibt und ein ordentliches Sichtfeld hat, das andere. Hier kommt künftig sicher vermehrt Glas ins Spiel", sagt Dieter Gabriel, Marketingmanager von Velodyne Lidar. Die auf Glasfertigung spezialisierten Zulieferer hören solche Aussagen natürlich gern. Bereits jetzt sind die vom bayerischen Glashersteller Schott produzierten ultradünnen und sogar biegsamen Gläser in Lidar-Sensoren verbaut. Etwa in den rotierenden 360-Grad-Laserscanning-Systemen, die die Entfernung von stehenden und sich bewegenden Objekten permanent messen.

Doch nicht nur im Bereich der Sensorik, auch in Infotainmentsystemen wird Glas in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Warnhinweise von Systemen wie Totwinkelwarner oder Spurhalteassistent werden schon jetzt im Cockpit oder auf dem Head-up-Display eingeblendet.

Geht es nach dem Glashersteller Saint-Gobain Sekurit, werden solche Anzeigen bald überflüssig sein. Gemeinsam mit dem Sprachsteuerungsentwickler Nuance stellte Sekurit auf der CES Anfang 2019 in Las Vegas eine Windschutzscheibe vor, deren gesamte Fläche als transparenter Bildschirm genutzt werden kann. Bedient wird der Bildschirm durch Befehle, die der Fahrer mit seinen Augen gibt und die von einem Eye-Tracking-System erkannt und umgesetzt werden. Auch eine Sprachbedienung ist vorgesehen.

Der Zulieferer Continental arbeitet ebenfalls an optimierten Scheiben. Mit der Glasansteuerung "Intelligent Glass Control" hat das Unternehmen ein System entwickelt, bei dem sich die Fahrzeugfenster innerhalb weniger Sekunden an die Umgebung anpassen. Bei starker Sonneneinstrahlung verdunkelt sich die Scheibe. Möglich wird das durch eine zwischen zwei Glasscheiben eingebettete Folie. Flüssigkristalle mit winzigen Farbpartikeln sorgen beim Anlegen einer elektrischen Spannung dafür, dass die Scheibe nahezu unmittelbar in verschiedenen Stufen getönt werden kann.

Glas kommt aber nicht nur an den offensichtlichen Stellen, wie etwa bei der Frontscheibe oder auf den Bildschirmen im Fahrzeuginneren zum Einsatz. In Verbindung mit anderen Stoffen wird es auch als Versiegelungsmittel in Lithium-Ionen-Akkus genutzt. Gegenüber vergleichbaren Werkstoffen wie etwa Kunststoff ist Glas sowohl chemisch als auch thermisch deutlich beständiger, hält also größeren Belastungen stand. Glashersteller Schott hat deshalb den Batteriedeckel GTAS entwickelt, der aus einer Glas-Aluminium-Verbindung besteht und verhindern soll, dass der flüssige, brennbare Elektrolyt überhitzt oder austritt. Das neue Material soll die Lebensdauer der Batterie verlängern.

Glas ist ein sehr alter Wertstoff, doch im Automobilbau bekommt das Material gerade eine ganz neue Bedeutung. Glas ist im Auto wichtiger denn je.

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