Jeep-Chef wird neuer Stellantis-CEO: Wer ist Antonio Filosa?

Der künftige Stellantis-CEO Antonio Filosa ist ein Tausendsassa. Es gibt kaum einen Automotive-Bereich, in dem er noch nicht in verantwortlicher Position war. Der 51-Jährige kennt das Amerika-Geschäft von der Pike auf.

In Europa aber hat er nur kurze Zeit gearbeitet, denn die längste Zeit seiner Berufslaufbahn verbrachte er in Brasilien. Entsprechend gering ist in Europa sein Bekanntheitsgrad.

Sicher ist: Der aus Neapel stammende Filosa hat das Vertrauen des Verwaltungsratspräsidenten John Elkann. Beide können sich in ihrer Muttersprache Italienisch unterhalten. Dieses Vertrauen dürfte die Basis für die Entscheidung des Auswahl-Kommittees gewesen sein.

Doch Vertrauen allein reichte nicht aus, um Filosa die operative Kontrolle über 15 Marken, ein Umsatzvolumen von 157 Milliarden Euro und 248.000 Mitarbeiter zu geben. Er hat auch einen "track record", der letztlich wohl den Ausschlag für seinen Aufstieg zum Konzern-CEO gegeben haben dürfte.

Filosa kennt das Unternehmen seit 25 Jahren und hat zahlreiche unterschiedliche Stationen durchlaufen, die ihm ein ungewöhnlich breites Wissen über die Abläufe in einem Automobilkonzerns verschafft haben.

So hatte er schon Führungsaufgaben in den Bereichen Fertigung, Einkauf, Logistik, strategische Planung und Finanzdienstleistungen inne.

Dabei zeigte er immer wieder eine Eigenschaft, die er als Konzernchef schon bald ausspielen dürfte: Tatkraft und die Fähigkeit zu schnellen, eindeutigen Entscheidungen. Zögerlichkeit und Zimperlichkeit gehören nicht zu seinen Markenzeichen.

Filosa hat am Polytechnikum in Mailand einen Master-Abschluss in Ingenieurwesen erworben. Gestartet hat der Italiener seine Karriere bei Stellantis dann im Jahr 1999 als Trainee bei Fiat in Turin.

Nach kurzen Einsätzen bei Iveco und beim Maschinenbauer CNH kam er 2002 zu Fiat zurück und wurde Einkaufsmanager der Marke in Brasilien. Es folgten in kurzen Abständen Aufgaben als Programm-Manager, in der Strategie-Planung und in der Logistik von Fiat in Südamerika. 

2013 übernahm er für 20 Monate die Leitung des großen FCA-Werkes in Betim in Brasilien. Später war er als Einkaufschef in Lateinamerika führend am Aufbau des Zulieferparks für das 2015 neu eröffnete Werk Pernambuco beteiligt, einem der größten Automobilstandorte Südamerikas.

Dieses Werk ermöglichte die Markteinführung von Jeep in Brasilien. Das Land entwickelte sich in der Folge schnell zum führenden Markt der Marke außerhalb der USA entwickelte.

Im November 2023 stieg Filosa dann zum CEO der Marke Jeep auf, die seither auch in Europa deutliche zulegte.

Der nächste Karrieresprung kam im Oktober vergangenen Jahres: Filosa wurde zum Chief Operating Officer für das gesamte Amerika-Geschäft von Stellantis ernannt. Damit übernahm er die Gesamtverantwortung für alle Stellantis-Marken in Nord- und Südamerika.

Eine seiner ersten Entscheidungen in dieser Position war die deutliche Reduzierung überhöhter Händlerbestände, die für erheblichen Rabatt-Druck bei den Stellantis-Marken gesorgt hatte.

Er setzte erfahrene Manager in die Führungsmannschaft im US-Geschäft, die den amerikanischen Markt, das Händlernetz und die Kundenbasis kennen. Dazu holte er unter anderem den bereits pensionierten Tim Kuniskis in die Leitung von Ram zurück. 

Außerdem versetzte er Jeff Kommor nach einem katastrophalen Jahr 2024 in seine frühere Rolle als US-Verkaufschef zurück. Stellantis hatte 2024 fast zwei Prozentpunkte seines US-Marktanteils verloren, während sich die Lagerbestände bei den Händlern stapelten. Tavares hatte Kommor im Februar 2024 in eine untergeordnete Funktion geschoben.

Zu diesen Personalentscheidungen sagte Filosa auf der Detroit Auto Show im Januar. "Eine meiner ersten Entscheidungen war es, Talente zurückzuholen, die wir in der Vergangenheit verloren haben."

Seinen ersten großen Auftritt als neuer Konzern-CEO wird Filosa nun am 24. Juli haben. Dann wird Stellantis seine Halbjahreszahlen vorlegen - die noch vom bisherigen Interim-CEO Jean-Philippe Imparato zu verantworten sind.

Filosa kann es sich nicht erlauben, mit Entscheidungen trödeln. Wie geschickt er sich auch auf dem komplizierten geopolitischen Parkett bewegen kann, zeigte der Italiener vor wenigen Tagen mit einer höchst patriotischen Ankündigung.

Er kündigte an, dass sich die US-Marken Jeep, Chrysler, Dodge und Ram umfassend an den vom US-Kongress und von der US-Regierung groß geplanten "America 250"-Feierlichkeiten im kommenden Jahr beteiligen werden.

"Das ganze Jahr über werden unsere vier legendären amerikanischen Marken im Mittelpunkt der America-250-Feierlichkeiten stehen. Diese Partnerschaft ist mehr als nur ein Fest. Sie spiegelt unsere tiefen Wurzeln in Amerika und seiner Kultur wider", erklärte Filosa.