Drittschwächster April seit der Wiedervereinigung

Im April wurden in Deutschland 202.947 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Es kamen 22.683 neue Pkw mehr auf die Straße als vor einem Jahr. Verglichen mit den fünf Jahren vor den Krisen betrug das Minus im abgelaufenen Monat fast 35 Prozent. Nur in den Jahren 2020 und 2022 gab es im April weniger Zulassungen. In diesen Jahren verhinderten der Lockdown während der Pandemie beziehungsweise die Chipkrise bessere Ergebnisse.Kumuliert liegen die Neuzulassungen nun 7,9 Prozent über Vorjahr, aber noch deutlich (minus 23 Prozent) unter dem Mittel der fünf Vorkrisenjahre 2015 bis 2019.

Die aktuelle Entwicklung ist weiterhin vom Abbau des hohen Auftragsbestands aufgrund steigender Produktion geprägt. Allerdings wurden zum Ende vergangenen Jahres sehr viele Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden und reinen E-Mobilen vorgezogen. Grund war das Auslaufen des Umweltbonus für Plug-in-Hybride und seine Reduzierung für reine E-Mobile. Diese vorgezogenen Neuzulassungen fehlten im bisherigen Jahresverlauf.

Die 11.787 Neuzulassungen für Plug-in-Hybride bedeuteten einen Rückgang um 45,7 Prozent (minus 9.910 Neuzulassungen) gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Marktanteil betrug 5,8 Prozent nach 6,0 Prozent im März. Im Dezember hatte er das Rekordniveau von 22,9 Prozent erreicht.

Die reinen E-Mobile kamen auf 29.740 Neuzulassungen, ein Plus von 34,1 Prozent (plus 7.565 Neuzulassungen) gegenüber April 2022. Der Marktanteil, der im Dezember den Rekordwert von 33,2 Prozent erreichte, fiel im Januar auf 10,1 Prozent und erholte sich im Februar und März auf 15,7 Prozent. Der April brachte wieder einen Rückgang, der Marktanteil fiel auf 14,7 Prozent.

Wie sich diese beiden Antriebsarten nach den Änderungen beim Umweltbonus mittelfristig entwickeln werden, lässt sich sicher erst in den kommenden Monaten beurteilen. Insbesondere die Plug-in-Hybride, deren Förderung komplett gestrichen wurde, werden es schwer haben, die alten Marktanteilswerte von deutlich über zehn Prozent wieder zu erreichen.

Bei den Hybriden ohne Stecker und den Benziner machten sich die verbesserten Produktionsmöglichkeiten bemerkbar. Die Benziner steigerten sich gegenüber dem Vorjahr um 17,7 Prozent, die Neuzulassungen der Hybride ohne Stecker stiegen um 35,9 Prozent. Letztere Antriebsart erreichte sowohl volumenmäßig (47.681 Neuzulassungen) als auch nach Marktanteilen (23,5 Prozent) nach den Rekordwerten im März das zweithöchste Ergebnis. Reine Diesel-Pkw stiegen um unterdurchschnittliche 2,4 Prozent und erzielten mit 17,8 Prozent einen um 1,8 Prozentpunkte niedrigeren Marktanteil als im Vorjahr.

Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich die Inlandsproduktion der deutschen Hersteller gegenüber dem Vorjahr zwar um 24 Prozent (kumuliert: plus 35 Prozent) erhöht, liegt aber nach vier Monaten 13 Prozent unter dem Wert von 2019. Der durch die niedrigen Neuzulassungen im Zuge der Pandemie und der Chipkrise stark erhöhte Auftragsbestand wird aktuell zwar abgebaut, ein vollständiger Abbau der überhöhten Auftragsbestände ist aber erst im weiteren Jahresverlauf zu erwarten.

Die Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden auch in den kommenden Monaten kaum Einfluss haben. Allerdings muss – wenn der hohe Auftragsbestand abgebaut sein wird – mit geringeren Neuzulassungen aufgrund der rückläufigen Nachfrage als in den Jahren vor dieser Krise gerechnet werden.

Einen Hinweis auf sinkende Nachfrage liefern die Auftragseingänge: Laut VDA sind die inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken im April um acht Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Damit liegen die Auftragseingänge seit April vergangenen Jahres ununterbrochen unter den entsprechenden Vorjahreswerten. Im bisherigen Jahresverlauf sind 30 Prozent weniger Aufträge eingegangen als im Vorjahreszeitraum.

Im November und Dezember vergangenen Jahres gab es sehr viele vorgezogene Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden und reinen E-Mobilen aufgrund der Änderungen beim Umweltbonus. Zum Ende dieses Jahres wird der Umweltbonus weiter reduziert und es wird sicher wieder vorgezogene Neuzulassungen geben. Diese werden aber deutlich geringer ausfallen als im vergangenen Jahr, da Plug-in-Hybride schon jetzt nicht mehr gefördert werden und ab September nur noch Privatpersonen Anträge für reine E-Mobile stellen können. Dadurch werden die Neuzulassungen zum Jahresende deutlich unter denen des Vorjahres liegen.

Daraus ergibt sich, dass sich die Neuzulassungen in den verbleibenden acht Monaten mit plus 4,6 Prozent etwas schwächer entwickeln werden als in den ersten vier Monaten. Dabei wird der Abbau des stark erhöhten Auftragsbestands die Neuzulassungen noch einige Monate stützen. Danach werden dämpfende Effekte aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds, insbesondere der starken Reallohnrückgänge, die Neuzulassungen belasten. Unter diesen Voraussetzungen erwartet die Automobilwoche für das laufende Jahr zirka 2,8 Millionen Neuzulassungen, ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Dies wären dann immer noch fast 19 Prozent weniger als im Mittel der fünf Vorkrisenjahre und – abgesehen von den Jahren 2021 und 2022 – die niedrigsten Neuzulassungen im wiedervereinigten Deutschland.

Die privaten Neuzulassungen verzeichneten im April mit plus 3,2 Prozent ein schlechteres Ergebnis als die gewerblichen Zulassungen, die um fast 18 Prozent zulegten. Seit Oktober vergangenen Jahres fällt die Entwicklung der privaten Zulassungen schwächer aus als die der gewerblichen Neuzulassungen. Der Anteil von 32,8 Prozent für die privaten Zulassungen liegt drei Prozentpunkte unter Vorjahr. Es ist der niedrigste Privatkundenanteil in einem April der jemals beobachtet wurde.

Bei einem Gesamtmarktanstieg von 12,6 Prozent gab es bei den Top-15-Marken im April Veränderungen von plus 70 Prozent bis minus 20 Prozent. Das deutlichste Plus mit 69,7 Prozent verzeichnete Mini auf Platz 15 des Herstellerrankings. Dacia verbesserte sich um 54,4 Prozent und Seat kam auf ein Plus von 52,6 Prozent.
Die stärksten Rückgänge mussten Fiat (minus 20,5 Prozent), Ford (minus 18,6 Prozent) und Toyota mit minus 18,3 Prozent hinnehmen.

Mit einem Plus von 23,7 Prozent und einem Marktanteil von 18,2 Prozent bleibt VW eindeutiger Marktführer. Hinter Mercedes (10,3 Prozent) belegte Audi (8,8 Prozent) Platz drei vor BMW (8,5 Prozent). Skoda kam mit einem Marktanteil von 5,9 Prozent auf Rang fünf.
Tesla verzeichnete mit plus 272 Prozent zwar das größte Wachstum aller Marken kam aber mit einem Marktanteil von 1,2 Prozent nur auf Platz 21 des Herstellerrankings. Die 2.420 Neuzulassungen sind die niedrigsten seit neun Monaten.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im April 2023

Neuzulassungen in einem April in Deutschland 2000 bis 2023

Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis April 2023

Marktanteile der Top-15-Marken im April 2023 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung April 2023 Deutschland

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – April 2023 und Entwicklung

Monatliche Neuzulassungen und Marktanteile nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis April 2023

Marktanteile nach Antriebsarten im April 2023

Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im April 2023

CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland bis April 2023

Besitzumschreibungen in Deutschland in einem April der Jahre 2000 bis 2023