Pforzheim. Die Autohersteller entdecken die "inneren Werte". Nachdem die Designer in den vergangenen Jahren vor allem auf den "Aha"-Effekt einer hübschen Hülle setzten, gewinnt nun die Gestaltung des Innenraums an Bedeutung. Weil die Menschen immer mehr Zeit im Auto verbringen und dort immer mehr Funktionen unter Kontrolle haben müssen, werden die Interieurs in Zukunft wohnlicher und die Schalttafeln bedienungsfreundlicher, sagt Designprofessor Lutz Fügener von der Fachhochschule Pforzheim.
"Von außen sieht man ein Auto nur kurz. Das reicht hoffentlich für Liebe auf den ersten Blick. Doch den Innenraum schaut man sich viel genauer an", sagt Mark Adams, der das Design von Opel in Rüsselsheim leitet und diese Erkenntnis beim neuen Topmodell Insignia umsetzen ließ. Nachdem die Hessen ihr Interieur bisweilen arg stiefmütterlich behandelten, durften die Designer beim Nachfolger des Vectra aus dem Vollen schöpfen: "Macht einfach das sportlichste und hochwertigste Interieur in dieser Klasse", fasst Adams Kollege Jochen Werner den Auftrag des Vorstands zusammen. Statt kantiger Kunststoffe mit einfallslosen Formen und schlichten Farben gibt es ein Innenleben aus einem Guss, das viele Stilelemente des Karosseriedesigns aufnimmt.
Welche Mühe sich die Interieur-Designer mittlerweile auch bei Kleinwagen geben, belegen Autos wie der neue Seat Ibiza oder der Ford Fiesta. Beim Hoffnungsträger der spanischen VW-Tochter wurden nach Angaben von Seat-Chef Erich Schmitt selbst die Druckpunkte der einzelnen Schalter in wochenlanger Detailarbeit optimiert. Und beim neuen Ford-Kleinwagen hat sich Chefdesigner Martin Smith von modernen Mobiltelefonen inspirieren lassen. Insbesondere die Mittelkonsole ist so gestaltet wie die Tastatur eines Handys. Dass damit bisherige Kleinwagenkunden älteren Semesters überfordert seien, schließt Smith aus: "Wenn ich damit zurecht komme, schafft das jeder."