Mehr Mobilität

Sie ist eine der letzten Messen, auf der Autohersteller und Zulieferer präsent sein müssen: die CES in Las Vegas. Grund ist der digitale Wandel, der das Auto zum vernetzten, digitalen Device auf vier Rädern macht. So ist die größte Fachmesse für Technologie und Konsumelektronik der Welt – 175.000 Besucher waren 2019 dabei – auch zur Institution für die Autoindustrie geworden.

Das Epizentrum ist die "North Hall" auf dem Messegelände der Spielermetropole. "Sie ist auch für 2020 komplett ausgebucht", sagt Jean Foster und verweist auf die Warteliste, die auch für die nächsten Jahre ellenlang ist. Foster ist Marketingmanagerin der CTA, der Gesellschaft, die die CES jährlich organisiert. Sich auf dem Messeerfolg auszuruhen, das kommt für Foster jedoch nicht infrage. Stattdessen macht sie sich Gedanken, wie es weitergeht mit der Autoindustrie auf der Tech-Show. Denn die Zukunftsvisionen sind erzählt, autonome, elektrische und vernetzte Konzeptfahrzeuge sind zur Genüge vorgestellt und alle Versprechen gemacht. Schon 2015 sagte der damalige Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Vorstellung des Konzeptfahrzeugs F015 auf der CES: "Wir werden sicher schon in den nächsten Jahren auch mit höheren Geschwindigkeiten auf Strecken wie Autobahnen autonom unterwegs sein." Und: "Wir haben einen genauen Plan, wie wir von der grundsätzlichen technischen Machbarkeit zur kommerziellen Umsetzbarkeit kommen wollen."

Für Foster und die CES, die ungern der Realität, sondern lieber der Zukunft eine Bühne geben, bedeutet das: Es braucht eine neue Vision. "Beyond Cars" nennt die Managerin diese neue Zeitrechnung. "Wir weiten inhaltlich immer mehr den Horizont. Denn ein vernetztes, autonom fahrendes Auto, das ist zu kurz gedacht", sagt sie. Künftig gehe es vielmehr um die komplette Vernetzung von Städten oder Ballungszentren, oder um den Einsatz von Technologie in abgeschnittenen Gebieten, beispielsweise bei Natur- oder humanitären Katastrophen.

Hyundai hat sich im vergangenen Jahr mit der Studie Elevate bereits in diese Bereiche gewagt. Elevate ist eine Kombination aus Fahrzeug und Roboter, die je Anforderung über ein Gelände rollen oder laufen kann. Die Kabine ist einer Rettungskabine nachempfunden. Einen Fahrer braucht das Gerät nicht, es bewegt sich mittels Sensorik und Software.

Denkt man diese Idee weiter, werden Autos, wie wir sie heute kennen, zu kleinen Bausteinen im großen Mosaik aus Software, Robotik und Sensorik.

Vor allem Software rückt noch stärker in den Fokus. Selbstlernende Software wie künstliche Intelligenz, Software, die den neuen Netzwerkstandard 5G möglich macht, und Software, über die sich Geräte im Internet der Dinge eigenständig vernetzen, werden zu Schlüsselelementen. "Dadurch stellen wir außerdem den Menschen ins Zentrum, nicht die Technologie", sagt Foster. Denn er sei es, der auf unterschiedliche Formen des Transports zurückgreife und nicht nur auf eine Form festgelegt sein wolle. "Deshalb sehen wir statt Autos und Shuttle-Konzepten vermehrt E-Bikes, Roller, Flugtaxis, Roboter oder Drohnen", sagt die CTA-Managerin.

Die Autoindustrie ist der Wegbereiter für diese Entwicklung. „Sie hat es uns leicht gemacht, denn ein Auto ist Hardware, es ist real, man kann es sehen und anfassen – im Gegensatz zu Software“, sagt Foster. Aber dennoch sieht sie auch, dass vor allem die reinen Automessen gerade um ihre Existenz kämpfen. Die IAA musste Einbrüche bei Ausstellern und Besucherzahlen verbuchen und sucht neben einem neuen Standort eine neue Identität. Ähnlich geht es der NAIAS in Detroit, die 2020 zum ersten Mal nicht im Januar, sondern im Juni stattfindet. Die CES will Foster davor bewahren. Sie sagt: "Ausruhen ist keine Option."

Lesen Sie auch:

Sauber, schlau und schillernd: Die Auto-Trends von der CES

CES 2020: Sony überrascht mit Elektroauto

Solardach gegen Riesendisplay: Elektro-SUV-Showdown zum CES-Start