Stuttgart/Frankfurt/Main. Überall gibt es derzeit - wenn überhaupt - nur gebremstes Wachstum. Und die Zulassungszahlen der Autohersteller rauschen in den Keller. Doch während viele Kunden vermehrt nach Kleinwagen verlangen, trumpft die Industrie mit neuen Modellen für die Oberklasse auf: Porsche Panamera, Jaguar XJ, Audi A8, Aston Martin Rapide und die Erweiterung des Angebots beim Siebener BMW und der Mercedes S-Klasse wirken auf den ersten Blick vollkommen am Markt vorbei geplant. Doch das vorschnelle Urteil könnte trügen, mahnen Experten. Denn in vielen Regionen wachse die Nachfrage nach den Dickschiffen weiterhin - und ohne neue Luxusmodelle hätten es auch neue Technologien schwerer.
Allerdings müsse sich die Oberklasse neu definieren, sagt Christoph Stürmer vom Marktbeobachter IHS Global Insight in Frankfurt. "Wenn diese Fahrzeuge nur auf die Kombination von Luxus und Leistung setzen, also zu viel von allem bieten, könnten sie zunehmend in eine exotische Nische driften - auf einem wesentlich niedrigeren Absatzniveau als heute." Als Alternativen nennt er die in China bereits etablierten Langversionen der gehobenen Mittelklasse. "Ebenso eine ernstzunehmende Gefahr sind die schönen viertürigen Coupés." Ein Paradigmenwechsel sei gefragt, so Stürmer: "Die Oberklasse muss zur technologischen und konzeptionellen Avantgarde werden, die unmittelbar einleuchtende Innovationen auf höchstem Niveau einführt."