London. Bei Jaguar und Land Rover sollen die Lücken im Modellangebot zügig geschlossen werden. "In den nächsten Jahren werden wir unsere Fahrzeugpalette annähernd verdoppeln“, kündigte Carl-Peter Forster, der Vorstandsvorsitzende des Mutterunternehmens Tata Motors, im Gespräch mit der Automobilwoche an. Als Forster gemeinsam mit dem neuen Land Rover- und Jaguar- Chef Ralf Speth eine Bestandsaufnahme gemacht hatte, war die Bilanz ernüchternd. "Wir mussten zwar nicht bei null anfangen, aber es gibt viele weiße Flecken im Portfolio“, sagt Speth. Deshalb hat das deutsche Duo in den letzten Monaten vor allem strategisch gearbeitet: "Wir mussten uns zunächst überlegen, wie die Marken ausschauen sollen und welche Modelle wir haben wollen.“ Das Ergebnis klingt vielversprechend: "Wir bauen zusätzliche Varianten von bestehenden Modellen, legen neue Modellreihen auf und investieren in neue Motoren.“ Bei Land Rover setzt Forster auf die nächste Generation des Defender. Weil der Wagen ab 2015 in Europa die Zulassungsvoraussetzungen nicht mehr erfüllt und in Amerika schon heute nicht mehr verkauft werden darf, plant Tata zum ersten Mal seit über 40 Jahren eine Neuauflage des Offroad-Dinos. Geplant ist auch ein neuer Freelander, der kleiner und handlicher werden soll. Zudem werde eine gestreckte Freelander-Version mit sieben Sitzen diskutiert.
Für den Nachfolger von Range Rover und Range Rover Sport nannte Forster ein Programm zur drastischen Gewichtseinsparung als vorrangiges Entwicklungsziel. Das vorerst wichtigste Land Rover-Projekt ist aber der Evoque, der kleinste und sparsamste Range Rover aller Zeiten. Der nur 4,20 Meter lange Zweitürer soll auf Wunsch mit Hybrid- und ohne Allradantrieb zu haben sein. So soll der CO2-Ausstoß unter 130 Gramm pro Kilometer gedrückt werden. Kaufen sollen ihn ab Sommer 2011 vor allem erfolgreiche Frauen in Großstädten. Damit das auch klappt, hat der Tata-Chef Kicker- Gattin Victoria Beckham als neue Innenraum-Designerin aus dem Hut gezaubert. "Wir wollten sie nicht für die Publicity“, sagt Forster über das Engagement des ehemaligen Spice Girls. "Es geht uns vielmehr um das Stilgefühl einer aufstrebenden Modemacherin.“
Bei Jaguar sieht der frühere Opel-Chef vor allem bei kleineren Modellen Defizite: "Wir brauchen einen Nachfolger für den X-Type und endlich den kleinen Sportwagen, über den schon so lange gesprochen wird“, unterstreicht Forster. "Und beide Autos brauchen wir in mehreren Varianten.“ Die Arbeiten dafür seien bereits aufgenommen, die ersten Entwicklungsschritte abgenickt. Doch ein bis zwei Jahre werde man noch warten müssen. Neben den neuen Einstiegsmodellen will er auch die bestehenden Baureihen weiter ausbauen. So ist ein XF mit verlängertem Radstand für China geplant, ein Kombi für Europa, und endlich hat man bei Jaguar auch den Allradantrieb auf dem Zettel. Nicht bestätigen will Forster die Ansage seines Vorgängers, der eines der drei britischen Werke bereits totgesagt hatte. Die Entscheidung sollte zur Jahresmitte fallen. "Aber mittlerweile definieren wir Jahresmitte von März bis Oktober.“