Stuttgart/Ingolstadt. Wer im Auto etwas auf sich hält und es sich leisten kann, der sitzt traditionell hinten rechts: Vorne greift dann ein Chauffeur ins Steuer. Nur bei Allerweltsautos gilt daher das größte Augenmerk der Entwickler den vorderen Plätzen. Je größer und vornehmer die Fahrzeuge werden, desto mehr Aufmerksamkeit widmen die Ingenieure dem Fond.
In Luxusmodellen wird der Rücksitz von der "Strafbank" in ein Sofa verwandelt, die Ausstattung kräftig aufgemöbelt. Kaum ein Auto zeigt das deutlicher als Daimlers Flaggschiff Maybach, vor allem in der gestreckten 62er-Version. Mit der Modellpflege im Sommer 2010 gibt es nach Angaben von Pressesprecher Michael Allner für den Fond des rund 500.000 Euro teuren Luxusliners weit mehr Extras als nur den vornehmen Parfümspender mit eigens angemischten Düften.
Auf Wunsch wird auch ein 19 Zoll großer Flachbildfernseher vor der Trennwand zum Fahrer installiert. Und während mancher daheim auf einem durchgesessenen Sofa vor dem TV-Gerät Platz nimmt, baut Mercedes Spezialsessel ein, die sich wie in der First-Class eines Flugzeuges in eine bequeme Liegeposition ausfahren lassen.
Wenn Audi in diesem Sommer die um 13 Zentimeter gestreckte Langversion des neuen A8 einführt, gibt es nicht nur Massagesitze, Barfächer, Klapptische und eine feinfühlige Klimaautomatik für den Fond. Zum ersten Mal wird hier nun ebenfalls ein Ruhesitz angeboten, bei dem sich nicht nur Lehne und Sitzkissen verstellen lassen. "Auf Knopfdruck surrt aus dem vorderen Sitz auch noch eine Fußauflage, so dass man die Fahrt zum nächsten Termin tatsächlich im Liegen genießen kann", erläutert ein Audi-Sprecher.
Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Normal-Auto und Luxus-Limousine demonstrieren: Wie die Spiegel im Bierdeckel-Format an den Türsäulen jedes Rolls-Royce Phantom oder Ghost. "Sie sind so angebracht, dass eine Frau noch einmal das Make-Up kontrollieren kann, bevor sie aus der Tür ins Rampenlicht tritt", sagt Pressesprecher Frank Tiemann.